Unter der Wende verstehen wir ja seit 1989 und bis heute den Zusammenbruch des Ostblocks im Allgemeinen und das Ende der DDR. Zuvor hatte dieses Wort "Wende" jedoch eine andere Bedeutung: Die CDU/CSU bezeichnete damit ihre Machtübernahme im Herbst 1982, als die FDP ihren Koalitionspartner wechselte und zusammen mit der CDU/CSU den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt absägte und statt seiner Helmut Kohl auf den Sessel des obersten Befehlsempfängers der USA in Deutschland hievte den, wir als Birne noch heute in unangenehmer Erinnerung haben. Damit wurde eine Entwicklung eingeleitet, deren Ergebnisse wir heute sehen.
Es gibt heute wieder mehr und mehr Leute, denen es nicht mehr viel besser geht als Friedrich Zilles "Trockenwohnern"
1998 gab es nach 16 Jahren Verkohlung durch Birne und Konsorten dann große Hoffnung, die jedoch bitter enttäuscht wurde. Die rot-grüne Koalition mit Alf-Gerhard Schröder als Bundeskasper, machte genau so weiter wie die CDU/CSU-FDP-Junta. Über das, was wir jetzt da in Berlin sitzen haben, unseren sprechenden Bundes-Hosenanzug mit alternativloser Jasage- und Abnickfunktion, wollen wir erst gar nicht reden.
Tatsache ist, dass es jetzt im Herbst 30 Jahre waren, dass bei uns die soziale Marktwirtschaft beendet und durch den Turbokapitalismus aka Neoliberalismus ersetzt wurde. Zeit also, sich einmal ein paar Gedanken zu machen, was sich seither getan hat. Gerade fand ich auf Stern Online einen Artikel darüber, dass die Mittelschicht immer mehr schwindet, immer mehr Menschen in die Armut abrutschen, die Bevölkerung also verelendet.
Lebensstandard ist - abgesehen davon, dass die Arbeiter ihre Teilhabe natürlich auch einfordern müssen - die Folge von Produktivität. Das lässt sich leicht nachvollziehen: Weil es zu Kaisers Zeiten noch keine so leistungsfähigen Maschinen und Produktionsverfahren gab, konnte der Lebensstandard der Arbeiter auch nicht so hoch sein wie heute, obwohl sie sich durch Gewerkschaftsarbeit und Streiks bereits einiges erkämpft hatten. Über den Zeitraum bis in die 80er Jahre betrachtet, kann man beobachten, dass mit der Produktivität auch der Lebensstandard stieg.
Tatsächlich hätte mit der steigenden Produktivität - die man nicht zuletzt auch daran ablesen kann, dass wir praktisch immer Wirtschaftswachstum haben - auch der Lebensstandard weiter steigen müssen. Aber das tat er nicht. Im Gegenteil: Wir sollen immer mehr arbeiten und mit immer weniger Lohn zufrieden sein. Der gewaltige Zuwachs an Produktivität seit den 70er, 80er Jahren nutzt allen möglichen Leuten, nur nicht denen, die sie ermöglichen.
Selbst wenn man das System, dass dahinter steckt, nicht kennt und nicht versteht, sollte einem auffallen, dass bei der ganzen Sache etwas faul sein muss. Politiker und Arbeitgeber erzählen alles mögliche komplizierte Zeug über Globalisierung, Standortbedingungen und weiß der Herr was noch alles. Vergesst es! Der ganze Schmus dient lediglich dazu, uns Sand in die Augen zu streuen und von der einfachen Tatsache abzulenken, dass jemand, der arbeitet, auch etwas dafür bekommen muss und auch mehr bekommen muss, wenn er ständig mehr und besser arbeitet. Und dass wir das tun sieht man ja schließlich an unserem Wirtschaftswachstum und all den Aufschwüngen, die nur komischerweise nie bei den Leuten ankommen, die sie erarbeiten.
Der Grund für Sozialabbau und Lohndumping ist natürlich Geldmangel. Um zu verstehen, wo der herkommt, muss man verstehen, was Geld ist, wie es funktioniert bzw. funktionieren sollte und wie es benutzt wird, um einige Leute immer reicher und die meisten immer ärmer zu machen. Da man das herrschende Finanzsystem aber nicht von heute auf morgen abschaffen und durch ein vernüftigeres ersetzen kann, sollte man sich auch Gedanken machen, wie man als Einzelner für sich selbst die Abzocke an möglichst vielen Stellen umgehen und so seinen eigenen Lebensstandard und seine eigene Lebensqualität auf der Stelle und nachhaltig verbessern kann. Das bekommt man hin, wenn man anfängt selbst zu denken und sich zu trauen, auch einmal etwas selbst und eigenverantwortlich für sich selbst und die Seinen zu machen. Kurz, indem man beginnt, den Selbstversorgergedanken zu denken und zu leben.