Autonom fahrende Autos gehören wie künstliche Intelligenz und das alltagstaugliche Elektroauto zu den Dingen, die, solange ich denken kann, "demnächst kommen werden". Derzeit tut sich jedoch einiges auf dem Gebiet der automatisch fahrenden Autos. Was aber sind die Probleme, welche die Steuerung eines solchen Fahrzeuges bewältigen muss?
Schienenfahrzeuge, die autonom fahren, sind technisch schon lange kein Problem mehr und haben den Vorteil, dass bei Fehlfunktionen mit einer ganz einfachen Vollbremsung die Sicherheit auf einfache Weise hergestellt werden kann. Bei einem Straßenfahrzeug hingegen muss eine Vollbremsung intelligent gesteuert werden, damit es nicht ausbricht. Deswegen haben ja Bahnen schon seit undenklichen Zeiten eine Notbremse, die von jedermann zu jeder Zeit betätigt werden kann, Busse hingegen nicht. Automatische Vollbremsung als Strategie zur Herstellung der Sicherheit nach Steuerungsausfall funktioniert auch bei schienenlosen Fahrzeugen, solange sie langsam fahren - das sieht man ein einwandfrei funktionierenden fahrerlosen Transportsystemen in Fabriken.
Beim autonomen Auto kommt zum Problem des Stillsetzens auch aus höheren Geschwindigkeiten bei Steuerungsfehler noch das der Spurführung und der Reaktion auf Hindernisse hinzu. Funktioniert alles ebenfalls bereits prima - wenn ein Mensch hinter dem Lenkrad sitzt, der in den zwar immer seltener werdenden, aber eben immer noch auftretenden Fällen von Fehlfunktionen eingreift.
Erste alltagstaugliche Anwendungen
Von dem Ziel, dass man sich in München ins Auto setzt, ein Adresse in Hamburg als Ziel angibt und sich zurücklehnt bis man da ist, sind wir noch weit entfernt, obwohl das Finden von Adressen, auch in weit entfernten Städten, das Anfahren von Grob- und Feinzielen also, mit der heutigen Navitechnik im Prinzip gelöst ist. Auch die Reaktion auf Verkehrssituationen funktioniert bereits recht gut. Bereits vor Jahren bauten italienische Studenten mit einfachen Mitteln - einem normaler PKW und ein oder zwei PCs nebst Videokamera - ein Auto, das seinem Weg alleine fand. Allerdings musste doch immer jemand hinter dem Lenkrad sitzen, um die dann und wann auftretenden Fehler auszugleichen.
Kurz: Autonomes Fahrne funktioniert, jedoch muss man es überwachen. Dadurch ist es vorest nicht mehr als eine technische Spielerei: "Guck mal, mein Auto fährt von ganz alleine!". Im Schwabenland wurde man zu diesem bisherigen Stand der Technik des autonomen Fahren sagen: "Des isch nix kennt!" (Zu Deutsch: "Das ist nichts gekonnt!")
Allerdings gibt es Anwendungen bei denen der bisherige Stand der Technik beim autonomen Fahren bereits mit einem echten Alltagsnutzen eingesetzt werden kann. Wenn man beispielsweise das Einparken automatisiert, nimmt man dem Fahrer nerviges Gekurbele am Lenkrad ab, so dass ihm ein echter Nutzen entsteht, auch wenn er während des automatisierten Einparkvorgangs aufpassen und notfalls eingreifen muss. Auch ein automatischer Stopp, der ausgelöst wird, wenn irgendwelche Ungereimtheiten erkannt werden, ist bei der niedrigen Geschwindigkeit beim Einparken problemlos.
Das gleiche gilt auch für das automatisierte Nachziehen des Autos in Stop- and Go-Situationen wie etwa im Autobahnstau an einer Baustelle. man sitzt hierbei ja sowieso im Auto und kann notfalls eingreifen, aber wenn das Anfahren und Anhalten automatisch ableife, wäre dies wiederum eine Entlastung von einer nervigen Tätigkeit.
Auch Müllwagen könnte man ohne größere Probleme automatisiert von einem Haus zum anderen Fahren lassen. Da es auch schon automatische Handhaber für Mülltonnen gibt, müsste der Fahrer während des Mülltonnenleerens lediglich aufpassen und notfalls stoppen und nur noch beim Anfahren des Zielgebietes und auf dem Weg zur Entladungsstelle selbst fahren.
Auch bei der Postzustellung wären automatisierte Fahrzeuge hilfreich: Der Behälter mit der Post steht im offenen Kofferaum und der Postbote lässt das Fahrzeug z.B. mit einer Fernbedienung jeweils zum nächsten Haus weiterfahren, wenn er die Briefkästen des einen versorgt hat. Interessant wäre hier auch ein Hybrid- oder Elektroauto, welches während des Postzustllens nicht vor sich hin pesten und grummeln würde. Da die Kilometerzahl pro Arbeitstag gering ist und die Fahrten planbar sind, wäre hier ein Elektroantrieb durchaus sinnvoll.
Autonomes Fahren in alten Zeiten
Allerdings braucht man für autonome Fahrzeuge noch nicht einmal moderne Technik: Pferde, Esel und Ochsen lernen ohne weiteres, mit einem Müll-, Bier- oder Milchwagen an bestimmten Stellen anzuhalten, sowohl auf Zuruf als auch von ganz alleine, wenn die Haltepunkte immer die gleichen sind. Dass man beim Kutschieren - zumindest, wenn nicht starker Verkehr ständige Aufmerksamkeit verlangt - nicht in jeder Sekunde auf den Wetg achten muss, sondern auch mal spazierengucken kann, dürfte sowieso klar sein. Giovanni Guareschi erzählt von den Kieskutschern in der Emilia-Romagna, die oben auf ihren Kiesladungen schlafen konnten, weil ihre Zugtiere den Weg genau kannten und ihn auch ohne menschliche Leitung unbeirrt zurücklegten. Das Tier eines ganz besonders versoffenen Kieskutschers soll sogar selbständig vor jeder Kneipe gehalten haben.
Wer mit Pferden zu tun hat, weiß, dass diese auch jederzeit zu ihrem Stall zurückfinden. Meine Mutter erzählte mir, was sie selbst noch in ihrer Kindheit und Jugend erlebt hatte: Wenn die Bauern sich im Dorfgasthaus sorichtig betrunken hatten, brauchte der Wirt sie lediglich in ihre Kutschen zu bugsieren. Die Pferde gingen dann selbständig nachhause, wo die Herren dann von Familie oder Gesinde ins Bett verfrachtet werden konnten.
Der Traum eines jeden Kraftfahrers, der gerne einmal einen hebt. Und es interessant, wieviel menschengerechter die Technik alter Zeiten oft war. Es wird aber wohl noch eine ganze Weile dauern, bis autonome Kraftfahrzeuge solche Dinge auch werden leisten können...