Hammer, Amboss und Feuer sind die wichtigsten Dinge in einer Schmiede. Der Amboss ist dasjenige dieser drei Dinge, welches am schwersten zu beschaffen ist. Weder ist er, wie ein Hammer, für relativ wenig Geld zu haben oder sogar im Haushalt schon vorhanden, noch kann man ihn, wie ein Schmiedefeuer, mit einfachen Mitteln selbst bauen.
Ohne Amboss geht in der Schmiede gar nichts
Leider nicht ganz billig
Dummerweise kostet ein Amboss nämlich richtig Geld und ist dazu auch noch schwer zu bekommen. Für einen ordentlichen Amboss kann man als Faustregel annehmen, dass man an sein Gewicht - eigentlich muss man "Masse" sagen - einen Null anhängen darf, um den Cirka-Neupreis in Mark zu erfahren. Anders ausgedrückt: Fünf Euro pro Kilogramm muss man für einen anständigen Amboss hinlegen. Ambosse unter 50 kg eignen sich allenfalls für kleine Arbeiten, ein Messerschmied etwa wird damit auskommen. 75 bis 80 kg sind empfehlenswert, mit einem solchen Amboss kommt man einerseits gut aus und andererseits lässt er sich auch noch einigermaßen transportieren. Das ist nicht nur wichtig, falls man mit seiner Schmiede einmal umziehen will: Schließlich muss man das gute Stück ja auch ersteinmal nachhause bringen. Ansonsten kann ein Amboss eigentlich nie schwer genug sein. Wer die Möglichkeit hat, ein solches Stück in seine Schmiede zu bekommen, ist durchaus auch mit einem Monstrum von 250 kg bestens bedient.
Ein Amboss mit 80 kg z.B. ist für ca. 400 Euro zu haben und um dieses Geld klingt er dann auch wie eine Glocke. Allerding sollte man sich auch noch auf eine gewisse Lieferfrist einstellen, denn größere Ambosse werden nur auf Bestellung gefertigt. Für einen ordentlichen Amboss muss man also schon ein erkleckliches Sümmchen Geld in die Hand nehmen. Daran führt kein Weg vorbei und auch ein gebrauchter wird kaum unter der Hälfte des Neupreises zu haben sein. Das verwundert kaum, denn ein Amboss verschleißt sehr wenig und selbst wenn ein hochwertiger Amboss schließlich doch einmal unansehnlich geworden ist, kann man ihn wieder aufarbeiten lassen, so dass er wieder wie neu wird.
Ein 80kg-Amboss, denn man wohl als einen von Böhmischen Typ ansprechen dürfte, mit dem zugehörigen, fertig gekauften Unterbau. Für so etwas legt man, ohne den Unterbau, ca. 400 Euro auf den Tisch des Hauses, aber das ist ein solches Stück auch wert.
Aus diesem Grunde macht es auch absolut nichts, wenn ein Amboss schon hundert Jahre auf dem Buckel hat, wenn seine Kanten noch in Ordung und seine Bahn glatt und eben ist, wird man noch lange Freude an ihm haben. Bedenkt man, dass ein Amboss eine Anschaffung fürs Leben ist, relativiert sich auch der auf den ersten Blick hohe Preis, zumal, wenn man bedenkt, was man oft für Dinge ausgibt, die sehr viel weniger lange halten.
Einen großen Nachteil hat ein gebrauchter Amboss dennoch, auch wenn dieser zum Glück genau dann entfällt, wenn man ihn schlussendlich ergattert hat: Er ist schwer zu bekommen. Zwar werden bei eBay ständig Ambosse angeboten, aber die sind meist überteuert. Das Grundübel aller Auktionen, sei es life oder im Netz, liegt nämlich darin, dass gefragte Dinge fast immer überteuert weg gehen. Auf Auktionen sollte man nur Dinge kaufen, die man selbst gerne haben möchte, an denen andere jedoch wenig interessiert sind. Einen Amboss wollen aber komischerweise viele Leute haben, wohl deswegen, weil er sich außer zum eigentlichen Schmieden auch zu einer Menge anderer Metallarbeiten eignet. Die besser Quelle sind daher Kleinanzeigen in Online- oder Printmedien oder - wenn man Zeit und Lust dazu hat - das Herumfragen auf dem Land.
Ambossformen
Für die allerersten Schmiedeversuche wird oft empfohlen, ein möglichst schweres Stück Eisen zu suchen und es als Behelfs-Amboss zu verwenden. Auch ich persönlich habe mit einem von Museumseisenbahnern geschnorrten Stück Eisenbahnschiene angefangen. Eine Im Laufe vieler Jahrhunderte hat sich der Amboss aus einem einfachen Eisenklotz (die allerersten Ambosse werden wohl sogar aus Stein gewesen sein) zu seiner heutigen, typischen Form entwickelt, die auch in stilisierter Form von jedermann erkannt und als Symbol des Schmiedehandwerks gedeutet wird.
Ein Amboss aus dem Jahr 1736. Man sieht, dass die heute übliche Grundform noch gar nicht so alt ist, was wohl zumindest zum Teil, fertigungstechnische Gründe hat
(Dieses Bild basiert auf dem Bild Amboss 1736.jpg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist Lokilech)
Einen Amboss in der auch heute noch üblichen Form schweißte man früher aus mehreren separat gefertigten Einzelteilen - Hörner, Füße usw. - zusammen und schweißte zum Schluss oben noch die Bahn aus härtbarem Stahl auf, die nach dem Härten schließlich plan geschliffen wurde. Etwa Mitte der Fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde es möglich, den kompletten Korpus aus einem Stück zu gießen und nur noch die Bahn aufzusetzen. Seit etwa 1975 kann man sogar den kompletten Amboss in einem Stück gießen und den Bereich der Bahn selektiv härten.
Wenn Ambosse heute auch eine auf den ersten Blick immer gleiche, ganz typische Grundform aufweisen, so gibt es dennoch ein paar Unterschiede zwischen den regionalen Typen. Abgesehen von Ambossen, die in neuerer Zeit von bekannten Schmieden entwickelt wurden, wie etwa der Habermann- und der Hofi-Amboss, werden Ambosse nämlich nach den Regionen benannt, in denen sie traditionell verwendet wurden bzw. werden.
Der Norddeutsche Amboss zum Beispiel wirkt gedrungener als der Süddeutsche, wobei dieser vor allem recht schlank wirkt, wenn man in Längsrichtung darauf schaut. Beide haben außer dem Rundhorn auch ein Rechteckhorn, dessen obere Fläche eine Verlängerung der Bahn dartellt. Beim Süddeutschen Amboss geht die Bahn auch in das Rundhorn über, während dieses beim Norddeutschen gewissermaßen angesetzt wirkt. Der Süddeutsche Amboss hat in der Regel auch einen so genannten Stauch, dass ist ein massiver Klotz am Fuß, auf welchen man Stäbe zum Stauchen stößt. Der Steyrische und der Böhmische Amboss besitzen statt des Rechteckhorns eine Verlängerung der Bahn, wobei man den ersten an den treppenförmigen Absätzen am Fuß erkennt. Außer diesen vier Typen gibt es noch den Schweizer Amboss, den griechischen, den italienischen und wahrscheinlich noch mehr regionale Formen. Manche Ambosse, wie zum Beispiel den meinigen, der im ersten Bild auf dieser Seite zu sehen ist, kann auch gar nicht zuordenen. Möglicherweise sind solche Ambosse die Entwürfe einzelner Hersteller.
Ein amerikanischer Schmied in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Sein Amboss weist zwar schon Hörner auf, die aber im Gegensatz zu denen moderner Modelle noch recht schwach ausgeprägt sind.
In Nordamerika sieht man Ambosse, die eine charakteristische Eigenheit aufweisen: Sie haben auf der Seite mit dem Rundhorn, kurz vor dem Ende der Bahn einen scharfkantigen Absatz, die letzten paar Zentimeter liegen etwas tiefer als der Rest der Fläche. Ob diese Form sich nun tatsächlich in Amerika herausgebildet hat, oder ob sie aus England stammt, kann ich leider nicht sagen. In früheren Zeiten bezogen nordamerikanische Schmiede ihre Ambosse nämlich gerne aus England, da die englischen als besonders hochwertig galten.
Die Aufstellung des Ambosses
Es reicht nicht aus, einen guten Amboss zu besitzen, sondern man muss ihn auch noch richtig aufstellen. Dazu dient ein geeigneter Unterbau. Die eigentliche Hauptaufgabe des Ambosses besteht darin, der Kraft, welche der Hammer beim Aufprall ausübt, eine gleichgroße Gegenkraft entgegen zu setzen, die dafür sorgt, dass die Energie des Hammerschlages möglichst vollständig in Verformungsarbeit im Werkstück umgesetzt wird.
Dies bewirkt zunächst einmal die Trägheit des Ambosses, die aus seiner möglichst großen Masse resultiert. Da aber kein Amboss eine unendlich große Masse (und damit Trägheit) besitzt, wird er in der Praxis aber doch durch den Hammerschlag beschleunigt, das heißt, er setzt sich nach unten in Bewegung. Dass diese Bewegung nun einerseits möglichst gering ausfällt, andererseits der Schlag auf den Amboss gedämpft und nicht unvermindert in den Untergrund weitergeleitet wird, dafür muss der Unterbau des Ambosses sorgen.
Bei diesem Amboss eines amerikanischen Schmieds kann man die typische Stufe in der Bahn der dort üblichen Form gut erkennen. Außerdem steht der Schmied - wie dort ebenfalls oft zu sehen ist - so, das er das Rundhorn auf der rechten Seite hat, obwohl er ganz offensichtlich Rechtshänder ist.
(Dieses Bild basiert auf dem Bild XBlacksmith at work02.jp aus der freien Mediendatenbank Wikimedia Commons und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist Fir002)
Genau dies leistet nun der traditionelle (Hart-)Holzklotz, den man auch heute noch oft als Unterlage für Ambosse sieht. Die andere, heute auch oft angewendete Möglichkeit ist ein stabiles Gefäß, welches mit Sand, Split oder ähnlichem gefüllt ist, auf dem oben eine Hartholzplatte als Zwischenlage liegt. Das Gefäß kann ein eigens dafür hergestellter Metallkasten sein, aber auch ein altes Blechfaß oder ähnliches tut hier einwandfreie Dienste. Meiner Erfahrung nach nehmen sich beide Konstruktionen, der Holzklotz und das Sandgefäß, nichts. Der Vorteil der Sandkiste ist der, dass man damit die Arbeitshöhe recht leicht durch die Füllhöhe des Gefäßes einrichten kann. In der Literatur wird auch ein Betonklotz als weitere Möglichkeit genannt, aber damit habe ich noch nicht gearbeitet.
Der Amboss sollte natürlich möglichst nahe beim Feuer stehen. Weiter als 1,5 allenfalls 2 m sollte der Weg nicht sein, da sonst einerseits das Eisen unterwegs zu sehr abkühlt, andererseits auch lange Wege ermüden und den Spaß an der Arbeit verderben. Außerdem stellt man den Amboss (als Rechtshänder) so auf, dass man das Rundhorn auf der linken Seite hat, wenn man daran arbeitet, Linkshänder machen es umgekehrt. Warum das so ist, merkt man, wenn man etwas über das Rundhorn rundet. In Nordamerika sieht man allerding recht oft auch, dass rechtshändige Schmiede das Rundhorn auf der rechten Seite hat. Ob es dafür einen besonderen Grund gibt und, wenn ja, welchen, habe ich noch nicht herausbekommen.
Ein weiterer Punkt, den man beachten sollte, ist die richtige Arbeitshöhe. Sie ist ganz einfach zu ermitteln: Wenn man aufrecht steht und den Hammerarm mit geballter Faust locker an der Seite hängen lässt, sollte sich die Faust gerade auf der Ambossbahn aufstützen lassen. Beachtet man die genannten Punkte, hat man die Voraussetzungen für ein angenehmes und sachgemäßes Arbeiten am Amboss und damit eine wichtige Grundlage für Erfolg und Spaß beim Schmieden geschaffen.
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