Eine alte Technik, sich harte Fakten zu merken, sind Eselsbrücken und Merkverse. Generationen von Schülern haben sich auf diese Weise das Merken von trockenem Stoff erleichtert.
Auch mit Schmerzempfinden lässt sich Wissen verknüpfen, aber Eselsbrücken und Merkverse sind besser als diese Methode
Eselsbrücken gibt es zwar schon so lange, das sicher niemand weiß, wer diese Technik wann erfunden hat. Trotzdem entsprechen sie dem aktuellen Stand der Gedächtnisforschung: Man hat nämlich herausgefunden, das man sich neue Fakten leichter merken kann, wenn man sie mit bereits bekanntem verknüpft. Und nichts anderes tut ja eine Eselsbrücke. Auch Merkverse verknüpfen und zwar durch die Reime.
Musik und Geographie
Zum Beispiel sind Eselsbrücken in der Musik sehr beliebt: Wer sich die Töne der Gitarrenseiten E,A,D,G,H und E merken will, denkt sich einfach: Einem Alten Deppen Geht’s Hart Ein. Genauso leicht merkt man sich die Töne auf den Notenlinien: Es Geht Hurtig Durch Fleiß. Und ebenso die zwischen den Linien: Fritz Aß Citronen-Eis.
Merkverslein fallen mir augenblicklich gerade zur Geographie ein:
Iller, Lech, Isar, Inn fließen rechts zur Donau hin,
Altmühl, Naab und Regen fließen ihnen entgegen.
Ein Griffelspitzer könnte hier noch hinzufügen:
Wörnitz, Egau, Brenz und Blau, unterschlägt die alte Sau!
(Hier ist die Reihenfolge allerdings umgekehrt, aber es reimt sich nur so)
Und dieser uralte Merkvers verknüptf die Weser mit ihren Quellflüssen:
Wo Werra sich und Fulda küssen, sie ihre Namen büßen müssen.
Und so entsteht durch diesen Kuss: Deutsch bis zum Meer – der Weserfluss!
Man kann Eselsbrücken und Merkverse praktisch auf allen Wissensgebieten anwenden. Mir persönlich helfen sie immer dann, wenn ich mir etwas nicht selbst wie etwa eine mathematische oder physikalische Formel aus dem Sachverhalt herleiten kann: So musste ich mir im Angelkurs etwa merken, dass eine bestimmte Familie von Fischen, die Cypriniden oder Karpfenartigen eine geteilte Schwimmblase haben. Das weiß ich auch heute noch, da ich mir damals eine Eselbrücke gebaut habe: Die Insel Zypern oder Cypern ist ja schließlich auch geteilt.
Nicht ganz stubenreines
Ein nicht ganz stubenreiner, der di nicht immer ganz einfache Unterscheidung von konkav (hohl) und konvex(ballig) erleichtert:
War das Mädchen brav, bleibt der Bauch konkav
Hat sie aber Sex, wird der Bauch konvex
Im Jägerkurs erfand ich eine Eselsbrücke, die ebenfalls nicht ganz stubenrein ist, aber große Heiterkeit verursachte. Man muss sich nämlich merken können, dass man beim Damhirsch den Pinsel von der Seite sieht, beim Sikahirsch jedoch nicht. Das kann man leicht verwechseln, aber ich weiß es heute noch. Klarer Fall: Beim Damhirsch gibt es für die Damen etwas zu sehen.
Ebenfalls nicht ganz stubenrein, aber nicht von mir,sondern uraltes Allgemeingut ist die Eselsbrücke, mit der man sich die Reihenfolge der Ostfriesischen Inseln von Ost nach West merkt. Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist und Borkum:
Welcher Seemann Liegt Bei Nanny Jm Bett?
Orthographisch nicht ganz richtig, den „im“ schreibt man mit „i“ und nicht mit „j“. Das ist aber nicht weiter schlimm und auch der folgende Spruch hat einen solchen kleinen Schönheitsfehler, denn Branntwein schreibt man anders als Brandente. Aber wie soll sich ein Mensch die sieben bzw. acht Entenarten merken, die als Schwimmenten bezeichnet werden – Spieß-, Krick-, Stock-, Pfeif-, Schnatter-, Löffel-, Knäck- und eventuell Brandente, wenn nicht mit folgendem ansonsten völlig blödsinnigen Spruch:
Der Spieß mit Krick-Stock Pfeift die Schnatternden Rekruten zum Löffelgericht mit Knäckwurst und Brandwein.
Anhand der unterschiedlichen Schreibweise von Brannt- und Brand- kann man sich dann sogar noch merken, dass die Brandente, die nicht recht zum Branntwein passen will, dies auch zu den restlichen Schwimmenten nicht tun will: Sie wird nicht immer zu dieser Gruppe hinzugerechnet.
Der Branntwein ist aber auch für sich gesehen ein Fall für ein Eselsbrücke: Im Gegensatz zu seinem nahen Verwandten, dem Weinbrand, schreibt er sich mit Doppel-N und T am Ende. Man kann sich das aber wiederum leicht merken, wenn man sich die passende Eselsbrücke baut: Branntwein wird gebrannt und wenn man zu viel Wein trinkt, hat man am nächsten Tag einen (Wein-)Brand.
Am besten dürften die Eselsbrücken und Merkverse sein, die man selbst erfunden hat. Denn beim Suchen nach den richtigen Vergleichen und Reimen befasst man sich intesiver mit den jeweiligen Fakten, als wenn man den Merkspruch vorgefertigt serviert bekommt. Dennoch ist aber auch ein fremder Merkspruch besser als gar keiner.
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