Ich habe mir unlängst eine digitale Spiegelreflexkamera zugelegt, um endlich einmal wieder ordentlich fotografieren zu können. Nachdem ich in den 90ern des letzten Jahrhunderts viel Erfahrung mit konventionellen Spiegelreflexkameras, vor allem im Kleinbild- aber auch ein wenig im Mittelformat gesammelt hatte, war ich in den letzten Jahren mit einer kompakten Digitalkamera zu Gange, mit der auch die meisten meiner Fotos für dieses Blog entstanden sind. Nachdem ich nun wieder alle Möglichkeiten einer Sytemkamera zur Verfügung habe, entdecke ich gerade viel Altes neu und lerne außerdem allerhand Neues hinzu. Diese Artikelserie soll nun denjenigen, die in die digtale Fotografie einsteigen möchten, ein paar grundlegende Informationen geben. Im ersten Teil geht es um die Kompakten, die heute praktisch für jedermann bezahlbar sind.
Auch mit einer kompakten Digitalkamera lassen sich recht ansprechende Bilder machen
Vor über 20 Jahren benötigte ich beruflich eine Kamera, um Bildschirmfotos zu machen. Ich legte mir meine erste gebrauchte Spiegelreflex zu und weil ich die nun halt einmal hatte, fing ich das Fotografieren auch gleich richtig an, las Andreas Feininger, Ansel Adams und andere und versuchte deren Lehren nicht nur in die Praxis, sondern auch in gute Bilder, umzusetzen . Ich fing dann auch an, nebenher als freier Mitarbeiter für eine Lokalzeitung zu schreiben und zu fotografieren sowie in Wort und Bild für Fachzeitschriften zu arbeiten.
Die bösen Digitalkameras
Mit der Zeit kamen dann aber Digitalkameras auf den Markt, mit denen man Fotos machen konnte, die sich qualitativ für den Abdruck in farbigen Zeitschriften eigneten. Allerdings waren diese Teile damals noch schweineteuer. Das waren analoge Profikameras vorher zwar auch, aber man brauchte ja nicht unbedingt eine neue. Beim Kleinbildformat war im Laufe von vielen Jahren lediglich das Filmmaterial immer besser geworden, sonst hatte sich nichts geändert – sieht man einmal von denjenigen automatischen, elektronischen und computerisierten Funktionen ab, die es gegen Ende des letzten Jahrhunderts auch bei analogen Kameras schon gab.
Und da Kameras, die einmal recht teuer gewesen waren, so wie z.B. alte Jagdgewehre ebenfalls, auch nach vielen Jahren noch einwandfrei funktionieren, konnte man sich für recht kleines Geld eine ältere vollmechanische Kamera und ältere Objektive zulegen. Aber auch neuere, recht gute Kameras waren gebraucht relativ preisgünstig zu haben. Ebenfalls ähnlich wie bei Waffen, waren auch die Technik der mechanischen Kameras einschließlich der Optik schon seit vielen Jahren so gut, dass man auch mit alten Kameras auf aktuellem Filmmaterial hochwertige Bilder hinbekam und sogar heute noch hinbekommt.
Diese Kodak CX6330 leistete mir jahrelang treue Dienste. Leider funktioniert sie mittlerweile nicht mehr...
Dummerweise war man mit analogen Fotos zumindest bei Zeitungen und Zeitschriften aber im neuen Jahrhundert nicht mehr konkurrenzfähig, nachdem sich bei den Profis die digitalen Kameras durchgesetzt hatten. Die waren zwar in der Anschaffung teuer, aber die hohen Kosten für die Filme, die das Fotografieren früher teuer gemacht hatten, entfielen. Für mich waren die Preise für brauchbare digitale Spiegelreflexkameras damals jedoch noch jenseits der Möglichkeiten, vor allem auch, weil ich mit dem Fotografieren nie soviel Geld gemacht habe, dass sich eine Ausrüstung im fünfstelligen Bereich gelohnt hätte. Und so schwanden meine fotografischen Ambitionen dann um die Jahrhundertwende zunächst.
Kompakte Digitalkameras für Jedermann
Vor zehn Jahren lagen dann aber einfache, kompakte digitale Sucherkameras im bezahlbaren Bereich. Mittlerweile brauchte ich Bilder auch hauptsächlich fürs Web und die 3,3 Megapixel meiner Kodak CX 6330 für 199.- Euro (als Auslaufmodell) waren dafür und sogar auch für den Abdruck in Tageszeitungen ausreichend.
Auch für den Hausgebrauch tut es eine solche Kamera allemal, zumal es heute derartige Kameras mit wesentlich mehr Auflösung für wesentlich weniger Geld gibt. Allerdings sollte man sich hier nicht von hohen Auflösungen blenden lassen; warum, davon wird noch die Rede sein. Bereits die 3,3 Megapixel reichten für „Abzüge“, also Ausdrücke auf Fotodruckpapier in dem Größenbereich, in dem auch die Abzüge lagen, die man sich typischerweise von den Aufnahmen aus den früher verbreiteten „Idioten-Leicas“, den kompakten Kleinbildkameras und sonstigen Knipser-Kameras machen ließ.
Sachaufnahmen fürs Web, aber auch für den Abdruck bis zu einem bestimmten Format...
So eine Kamera ist tatsächlich etwas für jedermann. Sie ist im Prinzip genauso idiotensicher wie es die kompakten konventionellen Idioten-Leicas mit und ohne Autofokus waren. Den alten analogen haben viele der digitalen Kompakten jedoch voraus, dass sie einen optischen Zoom besitzen, der vom Weitwinkel bis in den Telebereich reicht. Die analoge Variante war typischerweise mit einem 35mm-Objektiv ausgerüstet. Ein 35mm-Objektiv ist im Bezug auf das Kleinbildformat 24x36 mm ein leichtes Weitwinkel, welches das Scharfstellen erleichtert. Dafür verzeichnet es stark, wenn man nahe ans Motiv herangeht.
Daher haben wohl unzählige Mütter und Omas mit solchen Kameras ihre Kinder bzw. Enkel verunstaltet: Da man mit einem Weitwinkel ein recht großes Bildfeld hat, muss man sehr nahe herangehen, wenn man ein Kindergesicht einigermaßen bildfüllend haben möchte, wobei dann die Verzeichnung gnadenlos zuschlägt. Wenn man dann noch, weil man zu faul ist, in die Hocke zu gehen und sich damit mit dem kleinen Fotomodell auf Augenhöhe zu begeben und gar noch von vorne blitzt, sieht das hübscheste und gescheiteste Kind aus wie eine Abbildung aus einem Lehrbuch für Kinderpsychatrie.
Zoomen und Teleaufnahmen
Mit den Zoom-Objektiven der modernen digitalen Kompakten kann man, wie sich das bei Portraits gehört, in den Telebereich gehen, um den notwendigen Abstand halten zu können. Begibt man sich dann noch in die Hocke oder kniet sich hin und lässt den Blitz weg, kann man ohne weiteres mit einer solchen Kamera hübsche Kinderbilder machen. Von vorne blitzen sollte man Menschen, insbesondere Kinder nämlich niemals, nie und nimmernicht, denn die glatten und noch mit wenigen Konturen ausgestatteten Kindergesichter sehen dann aus wie Hefeknödel. Allenfalls die markanten, faltigen Gesichter alter Menschen kann man manchmal von vorne blitzen und trotzdem aussagekräftige Portraits erhalten.
... klappten auch mit meiner 3,3-Megappixel-Kompakten recht gut
Von der Zoomfunktion hat übrigens nur der optische Teil einen Wert. Der oft vorhandene „digitale Zoom“ ist reine Blendung des Kunden. Er macht nicht anderes als ein Bildbearbeitungsprogramm beim Vergrößern von Ausschnitten: Das Bild wird zwar größer, enthält dadurch aber nicht mehr Informationen.
Und noch ein Wort zum Autofokus von kleinen Digitalkameras: Auch der von hochwertigeren Kameras versagt in bestimmten Situationen. Auf den von kompakten Knipsen kann sich überhaupt nicht verlassen. Bei den konventionellen Idioten-Leicas fiel dies wohl deswegen nicht auf, weil man bei einem 35mm-Objektiv an einer Kleinbildkamera überhaupt kaum scharfstellen muss. Bei den kompakten Digitalen hingegen ist genaues Scharfstellen jedoch vor allem dann erforderlich, wenn man im Telebereich arbeitet. Dass dies offensichtlich nicht so richtig klappt, ist mir zuerst aufgefallen, weil meine Kodak immer wieder unscharfe Bilder lieferte. Dann sah ich es auch bei Fotos von Besitzern anderer Modelle. Mal klappt es, mal nicht. Daher sollte man grundsätzlich immer mehrere Aufnahmen machen, um wenigstens eine scharfe zu bekommen.
Alles in allem kann man jedoch mit einer digitalen Kompaktkamera, genauso wie mit einer einfachen konventionellen Kamera den größten Teil der fotografischen Aufgaben lösen. Es sind im Grunde eigentlich nur einige spezielle Aufgabenbereiche, für die man eine aufwändige Kamera braucht. Ein zusätzlicher Vorteil der digitalen Kompakten ist, dass sie ein Display besitzen. Das ist nicht nur geschickt, um sich damit seine Bilder sofort ansehen zu können, sondern es ermöglicht es, wie bei einer Spiegelreflex beim Auffassen des Motives durch die Linse zu sehen, was z.B. auch recht nahe Nahaufnahmen mit einem solchen Gerät ermöglicht. Trotzdem sollte eine solche Kamera aber auch einen Sucher besitzen, denn, wie bei einem Computerbildschirm auch, sieht man auf einem Kameradisplay nichts, wenn die Sonne darauf scheint. Außerdem sollte man sich nicht von den großen Megapixelzahlen blenden lassen, denn die können wie bereits erwähnt die Bildqualität sogar verschlechtern anstatt sie zu verbessern.
Eine kompakte Digitalkamera ist also buchstäblich etwas für jedermann. Sie ist heute für kleines Geld zu haben und einfach zu bedienen. Zum Knipsen auf Ausflügen, Veranstaltungen und Festen taugt sie genauso, wie zum spontane Fotografieren von irgend etwas, das fotografiert werden will. Bilder fürs Web kann man mit ihr allemal machen, sogar welche zum Abdrucken in nicht zu großem Format. Sie passt bequem in die Jackentasche und ins Handschuhfach. Und gerade an letzterem Ort kann sie sehr nützlich sein – zur Beweissicherung bei einem Unfall.
Soweit der erste Teil. Im Teil II geht es um digitale Spiegelreflexkameras