Im ersten Teil dieser kleinen Artikelserie ging es um Allgemeines und kompakte Digitalkameras. Im zweiten Teil waren Digitale Spiegelreflex-Systemkameras dran sowie das RAW-Bildformat, welches die Möglichkeit bietet, bei den von der Kamera gelieferten Bildern noch recht ausgiebig an einigen Schräubchen zu drehen. Heute, im dritten Teil ist die Weiterverwendung von aus Analog-Zeiten vorhandenen Objektiven Thema. Außerdem will ich auch noch ein paar Worte über Bridge-Kameras loswerden.
Vorhandene Objektive weiterverwenden
Wer wie ich früher ernsthaft analog fotografiert hat und daher eine umfangreiche Ausrüstung – vor allem Objektive – besitzt, fragt sich natürlich, ob er seine alten Schätze nunmehr komplett vergessen kann. Auch ich fragte mich und die Verkäufer in Elektronikfachmärkten dies, bekam aber auch von letzteren keine vernünftige Antwort. Vielleicht hätte ich ja doch einem gewöhnlichen Fotogeschäft vertrauen und meine DSLR dort kaufen sollen? Jedenfalls ging ich davon aus, dass DLSR-Kameras ja zu einem großen Teil auch elektronische Geräte sind und man sie da kaufen kann, wo man auch Computer und anderen elektrischen und elektronischen Kram bekommt.
Ein Adapterring von T"-Gewinde auf Canon-EOS-Bajonett
Allerdings bin ich nicht dahin gegangen, woran man jetzt wo als erstes und zweites denk, denn schließlich bin ich nicht blöd und finde Geiz zwar auch geil, jedoch nur bis zu einem gewissen Maße. Ich wählte einen regionalen Fachmarkt, der Mitglied in einem bekannten Verbund für Elektro- und Elektronikfachhändler ist und kaufte mir meine DSLR dort. Und zwar mit einer gewissen Hoffnung, wobei ich aber als Worst-Case-Scenario annahm, keines meiner alten Objektive weiter verwenden zu können, da dem Anschein nach keiner der sonst so trefflichen Berater auch nur wusste (oder wissen wollte?), was ein T2-Adapter ist. Daher leistete ich mir zu dem Set, welches außer dem Kameragehäuse ein 18-55er Zoom enthielt, auch gleich noch ein 55-250er. Mit diesem beiden Objektiven decke ich schon einmal den allergrößten Teil der fotografischen Aufgaben ab, die sich mir stellen und habe dabei den ganzen automatischen Kram zur Verfügung, den so eine neuzeitliche DSLR zu bieten hat.
Tele-Brutal: Mein Langer Otto, das 500er-Beroflex an der Canon EOS 700D entspricht einem 800er an einer Kleinbildkamera
Ich weiß jetzt nicht, ob ich im Fotoladen meines persönlichen geringsten Misstrauens bessere Auskünfte erhalten hätte, schließlich wollen auch solche Leute lieber Objektive als Adapter verkaufen. Im Netz fand ich jedoch schnell und für kleines Geld den Adapter, den ich für das Objektiv benötige, welches ich am wenigsten hätte missen möchten: Einen T2 für meinen altbewährten „langen Otto“, mein 500er-Tele, welches an einer Kamera mit APS-C-Sensor sogar in etwa einem 800er-Rohr entspricht.
Dann ergoogelte ich, dass es mindestens einen herkömmlichen deutschen Fotoladen gibt, der die verschiedensten Adapter führt und zudem auch noch einen Webshop hat. Der Vorteil: Man kann bequem über das Netz bestellen, aber auch kurz anrufen, wenn man sich nicht sicher ist, ob ein gefundener Artikel das ist, was man braucht. So ging es mir nämlich mit dem Adapter für meine Objektive mit dem alten Minolta-Bajonett. Das konnte jedoch telefonisch geklärt werden und da mir dieser famose Laden auch noch einen Adapter für Objektive mit M42-Anschluss liefern konnte, kann ich an meiner DLSR jetzt alle Objektive verwenden, die hier noch aus analogen Zeiten vorhanden sind. Und natürlich auch wiederum im Prinzip alles das machen, was ich mit meiner alten analogen Ausrüstung auch machen kann.
Brennweiten bei Objektiven von Kleinbildkameras an DLSR-Kameras
Wenn man ein Kamera mit einem Bildsensor hat, der kleiner als das Vollformat hat, verlängert sich die effektive Brennweite, genauer gesagt, der Abbildungsfaktor umgekehrt proportional zur Bilddiagonalen. Ob und wieviel eine Objektiv vergrößert (Tele) oder verkleinert (Weitwinkel) hängt davon ab, ob seine Brennweite größer oder kleiner ist als die Bilddiagonale des Aufnahmeformats. Ein Objektiv, dessen Brennweite der Bilddiagonalen entspricht, bezeichnet man im Bezug auf dieses Format als Normalobjektiv.
Mein Minolta 28-70er, das jetzt mit dem APS-C-Sensor von Canon den Bereich von der Normal- bis zur Portraitbrennweite abdeckt
Beim Kleinbildformat 24 x 36 mm wären das laut dem guten, alten Phytagoras theoretisch ca. 43 mm. In der Praxis wird aber das 50-mm-Obketiv bei der Kleinbildkamera als Normalobjektiv bezeichnet, obwohl es eigentlich bereits ein leichtes Tele ist. Beim Mittelformat beträgt die Diagonale knappe 85 mm. Hier wird das 80-mm-Objektiv als Normalobjektiv angesehen, obwohl es auf dieses Format bezogen ein minimales Weitwinkel ist.
Das APS-C-Format von Canon mitt 22.2 x 14.8 mm, die Bildiagonale beträgt also 26,7 mm. Da die des Kleinbildformats mit ca. 43 mm gut 1,6 mal größer ist, entspricht ein 50-mm-Obkjektiv am also in etwa einem 80er an der Kleinbildkamera.
Das Kleinbildformat war lange Zeit sozusagen das Maß aller Dinge, daher haben die meisten Fotografen eine gewisse Vorstellung davon, wie „stark“ ein Tele oder ein Weitwinkel einer bestimmten Brennweite ist. Bei den speziell für Kameras mit einem Sensor, der kleiner als 24 x 36 mm ist, angebotenen Objektiven wird daher typischerweise das so genannte Kleinbild-Äquivalent angegeben. Das ist die Brennweite, die man an einer Kleinbildkamera verwenden müsste, um den gleichen Abbildungsfaktor, also Tele- oder Weitwinkeleffekt zu erreichen. Ein nach Kleinbildäquivalent 255er Tele für den APS-C-Sensor einer Canon EOS 700 D hat also zum Beispiel eine echte Brennweite von ca. 160 mm umgekehrt hat ein echtes 50er Objektiv ein Kleinbildäquivalent von ca 80mm bezogen auf den APS-C-Sensor von Canon.
Bridge Kameras
Zwischen den Kompakten und den DSLR-Systemkameras liegen die Bridge-Kameras. Sie sind gewissermaßen ein Mittelding zwischen beiden. Mit den Systemkameras haben Sie die größere Kontrolle über die Einstellungen und den Spiegel gemeinsam und mit den Kompakten das fest eingebaute Objektiv, welches hier aber wesentlich besser ist.
Mit einem Adapter von M42 auf Canon-EOS-Bajonett kann auch dieses antike 130er Schätzchen von Schneider Kreuznach wieder zu Ehren gelangen
Zu den Zeiten als ich analog zu fotografieren begann, galten Festbrennweiten als den Zoomobjektiven von der optischen Qualität her überlegen. Zoomobjektive, die gar vom Weitwinkel in den Telebereich reichten, waren unter Profis und solchen, die es sein wollten, sogar durchaus verpönt. Allerdings benutzte ich nichtsdestotrotz bei meiner Arbeit für die Lokalpresse oft ein 28 – 70 mm an meiner Kleinbild-Spiegelreflex, damit ich auf Veranstaltungen keine Fototasche oder gar einen Koffer mit mir herumschleppen musste. Besonders auch auf Rock- und Blueskonzerten bewährte sich dieses Objektiv: Auf 50 mm gestellt war es richtig für Fotos von der ganzen Bühne. 70 mm war zwar für Portraits zu kurz, aber ausreichend für Halbtotalen von einzelnen Musikern und im Weitwinkelbereich konnte man durch Kippen der Kamera und Fotografieren schräg von unten richtig schön Dynamik in die Bilder der Band auf der Bühne bringen. Übrigens habe ich dieses Objektiv auch schon an meiner DLSR erprobt. Mit einem APS-C-Sensor entspricht es etwa einem 45-112 mm Zoom, deckt also gut den Bereich von der Normal- bis zur Portraitbrennweite ab.
Heute scheinen Weitwinkel-Tele-Zoomobjektive durchaus „gesellschaftsfähig“ geworden zu sein und auch vor Profiaugen Gnade zu finden. Der in der Digitalfoto-Szene bekannte Maler, Fotograf und Bildbearbeiter Pavel Kaplun zum Beispiel verwendet zumindest in seinen Videotutorials öfter mal auch eine Bridgekamera mit einem solchen Zoom, welche vom Weitwinkel- in den Telebereich reicht. Übrigens lohnt es sich auch sonst, sich die Videos von Pavel Kaplun anzusehen. Außer denen, die er auf seiner Website verkauft, gibt es auch einiges von ihm für lau auf YouTube. Digitale Fotografie ist allgemein eines der Themen, zu denen YouTube allerhand hergibt.
Ich selbst besitze noch keine Bridegekamera. Nach dem, was ich jedoch bisher darüber herausgefunden habe, scheinen sie jedoch durchaus ihre Berechtigung zu haben: Wer über das reine Knipsen hinaus gehen, aber doch nicht gleich ein „ernsthafter“ Amateur oder gar Profi werden will, sollte sich durchaus einmal die eine oder andere Kamera dieser Klasse ansehen.
Bridge-Kameras bieten bereits allerhand Möglichkeiten, die über die Features von kompakten Digitalen hinausgehen. Trotzdem sind sie recht bezahlbar. Ich denke, dass ich mir über Kurz oder Lang auch so etwa kaufen werde. Es gibt viele Dinge, für die man nicht unbedingt eine Systemkamera braucht und da ist die Bridgekamera sicherlich ein gute Ergänzung.