„Über Geld spricht man nicht: Entweder man hat es, dann braucht man nicht darüber zu sprechen oder man hat es nicht, dann kann man nicht darüber sprechen.“ Trotzdem wird in den letzten Tagen und Wochen sehr viel über Geld gesprochen, über den Euro nämlich, darüber, ob er es noch lange macht und auch darüber ob wir vielleicht schon demnächst unsere gute, alte D-Mark zurück bekommen. Banken sollen krachen, wenn Griechenland Konkurs anmeldet und das soll dann für uns alle gar fürchterlich sein. Schaurige Aussichten, aber auch eine gute Gelegenheit, sich ein paar Gedanken darüber zu machen, wie Banken und Geld eigentlich funktionieren.
Geld ist furchtbar wichtig in unserer Gesellschaft. Jeder möchte es haben, wer wenig hat, gibt es nicht gerne aus und angeblich macht es zwar nicht glücklich, beruhigt jedoch. Was aber ist Geld, welche Rolle spielt es tatsächlich und warum brauchen wir es so nötig?
Was Geld tatsächlich ist
Geld ist in letzter Konsequenz nichts anderes als eine Hilfskonstruktion für den Tauschhandel. Der Besitz einer bestimmten Summe (Bar-)Geld bedeutet nichts anderes, als dass der Besitzer gewisse Leistungen erbracht hat und nun das Recht hat, andere Leistungen im gleichen Wert zu beziehen. Theoretisch könnte man anstatt Münzen und Banknoten zu verwenden, auch Buch darüber führen, was jeder einzelne leistet und bezieht. Nichts anderes geschieht ja beim bargeldlosen Zahlungsverkehr – und zum Beispiel auch in Tauschringen.
Beim Bargeldverkehr erspart man sich die zentrale Buchführung, indem man gewissermaßen am Mann vermerkt, was er beziehen darf: Münzen und Banknoten sind nichts anderes als Merker oder Signale dafür, dass ihr Besitzer das Recht hat, Leistungen in einem bestimmten Wert zu beziehen. Macht er nun von diesem Recht Gebrauch und kauft etwas, gibt er eine entsprechende Menge dieser Merker an den Verkäufer weiter, indem er die Ware oder Leistung bezahlt. Damit hat er Ansprüche in der entsprechenden Menge aufgebraucht. Dafür hat jetzt der Verkäufer das Geld in der Tasche, was das Kennzeichen dafür ist, dass er seinerseits geleistet hat und berechtigt ist, zu beziehen.
Gleichzeitig ist das Geld ein (zwar zuweilen doch recht subjektiver, aber immerhin doch einer) Maßstab für den Wert von Dingen. Wie viele Hühner ist ein Schwein wert? Wie viele Kartoffeln gibt man für einen Zentner Getreide? Wie viele Fernsehapparate für eine Auto? Die Währungseinheit – Gulden, Krone, Mark usw. - stellt eine Einheit für den Wert von Dingen dar und macht sie vergleichbar, indem man den Preis einer Ware oder Dienstleistung darin ausdrückt.
Auf diese Art und Weise ermöglicht das Geld einen problemlosen Tauschhandel um praktisch beliebig viele Ecken, ohne dass sich die Beteiligten untereinander kennen oder gar direkt miteinander kommunizieren müssen. Schon ab einer recht einfachen Arbeitsteilung in einer Wirtschaft funktioniert es gar nicht anders.
Natürlich hat Geld aus sich selbst heraus keinen Wert. Dass ein Hunderteuroschein eben einhundert Euro wert ist, liegt lediglich daran, dass es Leute gibt, die ihn im Austausch für Waren oder Dienstleistungen annehmen. Trotzdem darf es an Geld nicht fehlen, es muss immer genug davon und zwar in ausreichend kleiner Stückelung im Umlauf sein. Und zwar genau so viel, dass damit alle Dinge bezahlt werden können, die in dem Zeitraum hergestellt werden, in dem das ganze Geld durchschnittlich einmal weitergegeben wird. Ist das nicht der Fall, werden Werte nicht geschöpft, die geschöpft werden könnten, sprich: Die Möglichkeiten der Realwirtschaft werden nicht ausgenutzt, wir haben weniger als wir haben könnten.
Wie Geld entsteht
Wie Geld funktioniert, wenn es einmal im Umlauf ist, ist jetzt also klar. Wie jedoch entsteht es und wie gelangt es in den Umlauf?
Früher verwendet man Dinge als Geld, die nicht ganz einfach zu bekommen waren: Gold, bestimmte Muscheln oder auch Salz, von dem übrigens das Wort „Salär“ herkommt. Diese Arten von Geld entstanden logischerweise dadurch, dass jemand die entsprechenden Dinge aus der Natur gewann, wofür einiger Aufwand und/oder Glück notwendig war. Daher war die Geldmenge immer begrenzt und das Geld behielt seinen Wert. Ein Problem dabei war, dass die vorhandene Geldmenge von Faktoren wie dem Erfolg der Goldgräber begrenzt war, die nichts mit der Leistungsfähigkeit der Wirtschaft zu tun hatten. Man konnte daher die Geldmenge nicht der jeweiligen wirtschaftlichen Leistung anpassen.
Eine Lösung für dieses Problem ist die Schöpfung von Geld ohne Eigenwert: (Scheide-)Münzen und Geldscheine werden einfach geprägt bzw. gedruckt und sind selbst wesentlich weniger wert als ihr Nennwert. Man kann sie daher in praktisch beliebiger Menge herstellen. Ein verantwortungsvoller Staat wird natürlich dafür sorgen, dass nicht zuviel davon unter die Leute kommt. Deswegen war Geldfälschung auch schon immer ein schweres Verbrechen, das strengstens verfolgt wurde.
Bereits die alten Römer kannten Scheidemünzen, also Münzen, deren Metallwert nicht dem Nennwert entsprach. Da sie im Gegensatz zu Kurantmünzen, deren Metallwert dem Nennwert entspricht, in praktisch beliebiger Anzahl hergestellt werden konnten, konnte der Staat die Geldmenge der Wirtschaftsleistung jederzeit anpassen. Dadurch wurde verhindert, dass Mangel an umlaufendem Geld die von den realwirtschaftschlichen Gegebenheiten her mögliche Wirtschaftsleistung ausbremste.
Wie das Geld unter die Leute kommen sollte
Geld wird also in der Münze oder der Banknotendruckerei gemacht. Aber wie gelangt es in den Umlauf?
Die meisten Leute haben eine schwammige Vorstellung in die Richtung, dass der Staat das Geld „irgendwie“ unter die Leute bringt. Tatsächlich sollte es auch so sein, dass der Staat neu geschaffenes Geld in Form von Staatsausgaben unter die Leute bringt. Er braucht das im Prinzip nur einmal zu tun, den das ausgegebene Geld gelangt ja immer wieder in Form von Steuern zu ihm zurück und kann erneut ausgegeben werden.
In der Praxis kann es nun passieren, dass die Wirtschaft wächst und mehr Geld im Umlauf benötigt wird, damit die zusätzlich entstehenden Werte auch gekauft werden können. Dann kann der Staat zusätzliches Geld in Umlauf bringen, das er auch neu herstellen kann, wenn sein Vorrat nicht mehr ausreicht. Schrumpft die Wirtschaft, kann der Staat aber auch einen größeren Teil der eingenommen Steuern zurückbehalten indem er die Staatsausgaben senkt. Wenn dann die Wirtschaft wieder wächst und im Umlauf mehr Geld gebraucht wird, kann er seine Ausgaben erhöhen.
So hat der Staat immer die volle Kontrolle über die Geldmenge und kann dafür sorgen, dass immer genau soviel Geld im Umlauf ist, wie benötigt wird, damit alles, was aufgrund der vorhandenen Kapazitäten in der Wirtschaft erzeugt werden kann, auch gekauft werden kann und damit auch erzeugt wird. Der Staat muss sich bei diesem System auch nie verschulden, denn er kann – in einem vernünftigen Rahmen, versteht sich – jederzeit Geld erzeugen, wenn er es braucht.
Wenn der Staat nun aufgrund unvorhergesehener größerer Ausgaben – etwa Beihilfen für Opfer einer Naturkatastrophe – mehr Geld erzeugt, als er eigentlich sollte, ist das auch nicht weiter schlimm: Es entsteht dann eine gewisse Inflation. Inflation, so sagt man, sei Diebstahl, da sich der einzelne Bürger weniger von seinem Geld kaufen kann, als ihm aufgrund der dafür erbrachten Leistungen zusteht wenn zwischenzeitlich die Preise gestiegen sind. Das stimmt jedoch nur, wenn der Staat das „zuviel“ erzeugte Geld für unlautere Zwecke verwendet, indem er zum Beispiel Einzelne sich daran bereichern lässt. Verwendet er dieses zusätzlich Geld hingegen nur für legitime Ausgaben, ist diese Inflation sogar eine sehr gerechte Sache: Es wird dabei ja ganz automatisch jedem im Rahmen seines Geldvermögens genommen.
Halt! Im Rahmen seines Geldvermögens? Dann werden ja die bevorzugt, die ihr Vermögen in Form von Sachwerten besitzen und daher nicht von der Inflation rasiert werden! Ist das nicht ungerecht? Keineswegs: Wer sein Geld in Sachwerten, zum Beispiel in Häusern oder Fabriken angelegt hat, oder sich auch nur ein neues Auto oder einen Fernsehapparat gekauft hat, hat es weitergeben, seinen Teil also dazu beigetragen, dass es im Umlauf bleibt und Wertschöpfung stattfinden kann. Oder wie man landläufig sagt: Er hat für Arbeit gesorgt.
Wer Geld jedoch hortet, schadet der Wirtschaft, weil dieses Geld im Umlauf fehlt. Dadurch wird die Wertschöpfung ausgebremst. Oder anders ausgedrückt: Wer Geld hortet, erzeugt Arbeitslosigkeit. Da ist es nur gerecht, wenn solche Leute durch Inflation überproportional gerupft werden.
Tatsächlich funktionierte dieses System des vom Staat geschöpften Geldes nicht nur bei den alten Römern, sondern auch zum Beispiel in den USA im letzten Jahrhundert. Tatsächlich würde es auch heute bei uns funktionieren, auch wenn das allermeiste Geld im Umlauf kein Bargeld sondern Buchgeld ist: Anstelle der Geldschöpfung mit Münze und Notenpresse können ohne weiteres auch Gutschriften bei der Zentralbank treten.
Da dieses System des vom Staat „erzeugten“ Geldes jedoch eine einigermaßen gerechte Teilhabe aller an der Wertschöpfung der Wirtschaft ermöglicht, gefiel es denen nicht, die Geld verdienen wollen, ohne dafür zu arbeiten: Den Bankern und sonstigen Geldverleihern. Die suchten daher nach einem System, mit dem man die arbeitenden Menschen ständig schröpfen kann.
Wie das Geld nicht unter die Leute kommen sollte
Viele Leute glauben ja, dass die Regierung das Geld in etwa so in Umlauf bringt wie oben beschrieben. Tatsache ist jedoch, dass Banken und „Investoren“ so nicht die immensen Gewinne einstreichen könnten, die sie tatsächlich machen. Deswegen kommt das Geld auch auf eine ganz andere Art unter Leute. Die traurige Wahrheit: Geld kommt in unserem System nur in Umlauf, wenn sich jemand welches ausleiht.
Neues Geld entsteht zunächst dadurch, dass Geschäftsbanken sich bei der Zentralbank Geld leihen. Diese schöpft das Geld gewissermaßen aus dem Nichts, so wie der Geldwert von Banknoten und Scheidemünzen ja auch beim Drucken praktisch aus dem Nichts entsteht. Die Geschäftsbanken verleihen das von der Zentralbank geliehene Geld an Kreditkunden weiter und dadurch kommt es unter die Leute, da die bei der Bank aufgenommenen Kredite ja benutzt werden, um Dinge zu kaufen.
Im 19. Jahrhundert gab es in den USA übrigens einen Kampf zwischen den beiden Systemen der Geldschöpfung. Es gibt Historiker, die sagen, dass hinter einigen Mordanschlägen auf Präsidenten und Präsidentschaftkandidaten die Bankenlobby steckte, welche natürlich wollte, dass die Geldschöpfung nicht beim Staat lag, sondern bei den Banken. Es wird außerdem auch behauptet, dass Präsident John F. Kennedy deswegen umgebracht wurde, weil er die Geldschöpfung wieder in die Hände des Staates legen wollte.
Das Geld, dass ursprünglich von der Zentralbank geschöpft wurde, heißt übrigens Zentralbankgeld . Das Tollste daran ist, dass es sich in der Hand der Geschäftsbanken wie ein Stall voll Kaninchen auf wundersame Weise vermehrt.
Wie aber geht nun das?
Giralgeld oder die wundersame Geldvermehrung
Wenn eine Bank beispielsweise 100 Millionen als Kredit von der Zentralbank erhalten hat, darf sie diese Geld bis auf einen bestimmten Prozentsatz weiter verleihen. Den gesetzlich vorgeschriebenen Prozentsatz, den die Bank zurückhalten muss, nennt man Mindestreserve. Wenn die Mindestreserve zum Beispiel 50% beträgt, kann sie 50 Millionen davon an ihre Kunden verleihen.
Dieses als Kredit verliehene Geld wird natürlich dafür verwendet, etwas zu bezahlen. Sprich: jemand nimmt es ein. Der legt es auf seine Bank und schafft dieser Bank damit eine Einlage von 50 Millionen, die wiederum bis auf die Mindestreserve verliehen werden und bringt damit weitere 25 Millionen in Umlauf. Die 50 Millionen bleiben dabei zur vollen Verfügung des Kontoinhabers, denn er kann sie jederzeit abheben.
Das gleiche passiert mit den neuen 25 Millionen: Auch sie landen als Einlage wieder bei einer Bank, die dadurch 12,5 Millionen verleihen kann. Im nächsten Schritt sind es dann 6,25 Millionen, dann 3,125 Millionen und so weiter. Man müsste diese Reihe (½ + ¼ + 1/8 + 1/16 + 1/32 + … +1/n) unendlich weiterführen um tatsächlich auf die Zahl Eins zu kommen. Doch bereits nach einigen Schritten ist man sehr Nahe an der Eins, so dass man sagen kann, das aus der ursprünglichen Mengen Zentralbankgeld durch diesen Mechanismus noch einmal die gleiche Menge an so genanntem Giralgeld entstanden ist.
Wäre die Mindestreserve nun tatsächlich 50%, würde also (knapp) soviel Giralgeld in Umlauf kommen, wie ursprünglich Zentralbankgeld ausgeliehen wurde, da man die Mindestreserve genau genommen nicht zur umlaufenden Geldmenge rechnen darf, da sie ja definitionsgemäß nicht ausgegeben werden darf.
Nun beträgt die Mindestreserve aber keine 50% sondern sehr viel weniger. Bei einer Mindestreserve von 10% beispielsweise würde mit der Reihe (0,9 + 0,81 + 0,721 +...) aus dem Zentralbankgeld bereits knapp die neunfache Menge an Giralgeld entstehen. Tatsächlich aber haben wir derzeit im Euroraum eine Mindestreserve von 2%, so dass aus dem ursprünglich ausgeliehenen Zentralbankgeld annähernd die 50fache Menge an Giralgeld wird.
Die Rolle des Zinses oder: Wer soll das bezahlen?
Das Problem bei dieser Geldschöpfung über Kredite ist das folgende: Vom Staat einmal geschöpftes Geld bleibt quasi immer und ewig im Umlauf, es macht lediglich immer wieder einmal vorübergehend in der Staatskasse Station, was dem Staat gleichzeitig ein hohes Maß an Kontrolle über die Geldmenge gibt, da er sie über das Verhältnis zwischen Steuern und Staatsausgaben regulieren kann. Bei der Geldschöpfung per Kredit hingegen verschwindet das Geld immer wieder, denn die Kredite müssen ja irgendwann einmal zurückgezahlt werden.
Damit trotz dieser Rückzahlungspflicht beim kreditgeschöpften Geld immer Geld im Umlauf ist, muss die Zentralbank ständig neue Kredite gewähren – oder umgekehrt betrachtet: Würden alle Schulden zurückbezahlt, wäre kein Geld mehr im Umlauf. Denn so wie das Zentralbankgeld aus dem Nichts entsteht und sich durch Weiterverleih auf wundersame Weise zur -zigfachen Menge Giralgeld vermehrt schnurrt es bei der Rückzahlung der Kredite wieder zur ursprünglichen Menge Zentralbankgeld ein, die dann durch Rückzahlung des ursprünglichen Kredits an die Zentralbank wiederum im buchhalterischen Nirwana verschwindet.
Es kommt aber noch besser: Bis hierher wäre das Geldsystem zwar unsinnig, würde den Banken jedoch nichts einbringen. Deswegen verlangen sie für das verliehene Geld eine Art Miete, den Zins. Das beginnt bei der Zentralbank, die für die Kredite an die Geschäftsbanken einen bestimmten Zinssatz verlangt. Dieser Zinssatz ist im übrigen praktisch das einzige Mittel, mit dem die Geldmenge bei diesem System gesteuert werden kann – und auch nur von der Zentralbank und nicht etwa von der Regierung, die nämlich der Zentralbank letztendlich genau nichts zu sagen hat.
Die Geschäftsbanken verleihen das von der Zentralbank geliehene Geld nun zu einem höheren Zinssatz an ihre Kunden weiter. Außerdem verleihen sie die Einlagen ihrer Kunden weiter, natürlich ebenfalls zu einem Zinssatz, der natürlich auch wieder höher ist als der, den sie für die Einlagen bezahlen.
Das Problem bei der Sache mit dem Zins ist nun das folgende: Das durch die ursprüngliche Schöpfung von Zentralbankgeld und dessen Vermehrung zu einem Vielfachen an Giralgeld in Umlauf gebrachte Geld reicht genau aus, um alle bei seiner Entstehung gewährten Kredite zu tilgen. Für den Zins, der zusätzlich fällig ist, ist gar kein Geld mehr da. Daher können niemals alle Kreditnehmer ihre Kredite aus dem umlaufenden Geld zurück bezahlen.
Natürlich bringen viele auf Kredit gemachte Investitionen mehr ein, als für Zins und Tilgung erforderlich ist und die entsprechenden Unternehmen machen Gewinne. Das kann aber niemals bei allen gleichzeitig der Fall sein. Es ist wie bei der berühmten Reise nach Jerusalem, bei der immer ein Stuhl weniger da ist als Mitspieler.
Damit nun alle Kredite doch zurückgezahlt werden können, muss immer irgendjemand zusätzliches Geld aufnehmen. Mittlerweile sind das schon lange nicht mehr nur Firmen, sondern auch Privatleute, die sich Geld für Konsumgüter leihen. Tatsächlich können weder private noch geschäftliche Kreditnehmer diese Kredite je vollständig zurückzahlen, denn verdient werden kann immer nur das Geld, das im Umlauf ist. Und das reicht genau für die ursprünglich aufgenommenen Kreditsummen, nicht jedoch für die Zinsen.
Außerdem muss der Staat, anders als wenn er das Geld selbst schöpft, bei kreditgeschöpftem Geld Schulden machen, wenn er einmal einen höheren Geldbedarf hat als aus den Steuereinnahmen zu decken ist. Ist das einmal passiert, wird er kaum jemals wieder davon wegkommen, wie man derzeit bei uns nur zu deutlich sieht.
Woran Banken verdienen
Die Zinsen sind natürlich gleichzeitig der Verdienst der Banken. Anstatt aber wie anständige Leute ihren verdientes Geld wieder auszugeben, damit andere es erneut verdienen können, verleihen sie es lediglich. Dadurch kommt es zwar zunächst auch wieder in Umlauf, verschwindet aber daraus wieder, weil die Kredite ja zurückgezahlt werden müssen. Und auch hier ist für die Zinsen kein Geld im Umlauf vorhanden; damit sie bezahlt werden können, muss wiederum neues Geld als Kredit geschöpft werden.
Wenn eine Währung noch jung ist, wie unsere D-Mark zur Zeit des Wirtschaftswunders ist der Unterschied zwischen der im Umlauf befindlichen Geldsumme und den Schulden noch gering. Da aber ständig mehr Geld aufgenommen wird als zurückgezahlt wird, wachsen die Schulden in einer progressiven Kurve: Erst sehr flach, dann steiler und steiler und zum Schluss schießen sie fast senkrecht nach oben.
Und die Geldanleger?
Auch das Horten von Geld in so genannten Geldanlagen, in denen es „arbeiten“ soll, erzeugt den den gleichen Effekt wir die „Geschäfte“ der Banken. Man könnte auch ganz grob sagen, Geldanleger beteiligen sich an der Abzocke der Banken. Dass sie – vor allem die kleinen – im Krisenfall als erstes über die Klinge springen und selbst über die Löffel balbiert werden, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Zu erörtern, wie man mit Geldanlagen andere beklaut oder auch selbst beklaut wird, würde den Rahmen dieses Artikel jedoch sprengen.
Wirtschaftskraft und Geldumlauf heute
Zusammenfassend lässt sich sagen: Aufgrund des Zinses und der Art unserer Geldschöpfung, also systemisch bedingt, ist ständig weniger Geld im Umlauf als dafür nötig wäre, dass die Realwirtschaft ihre volle Kraft entfalten könnte. Wenn eine Währung noch „jung“ ist, wie unsere D-Mark zur Wirtschaftswunderzeit, ist dieses zu wenig noch so gering, dass er nicht weiter auffällt. Je mehr jedoch durch die Wirkung des Zinses Geldvermögen und Schulden wachsen, umso mehr Geld zieht der Zins aus dem Umlauf und bremst damit die Wirtschaft immer stärker aus.
Derzeit – und nicht erst seit gestern - sind wir in einem Bereich der Zins- und Schuldenkurve, in dem das Wirtschaftswachstum mit dem Wachstum der Schulden nicht mehr mithalten kann. Der Ausverkauf von Volkseigentum, die so genannten Privatisierungen von Post, Bahn etc. also, die wachsende Staatsverschuldung bei gleichzeitigen Sozialabbau und die Notwendigkeit, (realwirtschaftlich nicht sinnvolle) Exportüberschüsse zu erzielen, rühren allesamt daher, das man versucht die ausufernden Zinsen doch noch irgendwie bezahlen zu können.
Und so langsam sind wir in der Lage eines Bauern, der seine Kühe verkaufen muss, um die Raten für die Melkmaschine zu bezahlen. Es klingt zwar nach einer verkürzten, sektiererischen Pauschalerklärung zum Verkauf einer Patenlösung für sämtliches Erdenweh, aber es ist wahr: der Grund für unser wirtschaftlichen Probleme ist einzig und allein das System der Geldschöpfung durch die Banken mithilfe verzinslicher Kredite bzw. der Zins überhaupt.