Sieht man einmal von den mehr oder weniger schneesicheren Lagen im Hoch- und höheren Mittelgebirge ab, hat der diesjährige Winter bisher noch nicht viel abgeliefert. War das nun bereits alles, oder kommt da etwa noch ein dickes Ende nach?
Januar und Februar sind bekanntlich die "richtig kalten" Monate. Eine Bauernregel sagt auch: "An Fabian-Sebastian (20. Januar) da geht der rechte Winter an!" Allerdings muss man solche Regeln immer im Kontext mit anderen und natürlich der Physik sehen: Dieses Jahr wird sich nämlich aller Wahrscheinlichkeit nach eine andere Regel bewahrheiten: "Wenn bis Dreikönig kommt kein Winter, so kommt auch keiner mehr dahinter."
So richtig saukalt wird es diesen Winter wohl nicht mehr werden, jedenfalls nicht für längere Zeit...
Diese Regel ist ganz einfach aus physikalischen Gründen plausibel: Bereits seit der Sonnwende werden bei uns die Tage länger und die Sonne steigt immer höher. Daher verschiebt sich das Verhältnis zwischen Abkühlung bei Nacht und Erwärmung bei Tag jetzt kontinuierlich zugunsten der Aufwärmung und zwar immer schneller. Der Winter wird sozusagen vor und um die Sonnenwende herum gemacht und kommt dann im neuen Jahr zur Entfaltung. Wenn nun die Kälte nicht bereits um oder gar vor der Sonnenwende "vorgelegt" hat, kann es nicht mehr wirklich kalt werden, sprich: Der Winter, der bis Dreikönig nicht gekommen ist, kommt auch danach nicht mehr.
Genauso wird auch meist aus einem Winter nichts, der zu früh kommt: "Wenn's Eis vor Martina a Gooß trait, hat d'r Wentr verlammat" sagt man bei uns, also: "Wenn das Eis vor Martini (11. November) ein Gans trägt, hat der Winter verlammt", hat "verkalbt", ist also eine Fehlgeburt. Typische Winter dieser Art gab es 1988 auf 1989, 1992 auf 1993 und 1999 auf 2000, wobei diese allerdings in der sowieso "winterlosen" Periode von den späten 80ern bis zur Jahrtausendwende lag. 2012 auf 2013, als es bereits im Oktor schon einmal Winter wurde, kam allerdings auch danach noch allerhand.
Die Dreikönigsregel, die dieses Jahr zu greifen scheint, bedeutet jedoch nicht etwa, dass es nicht doch noch Fröste und Schnee, ja sogar viel Schnee geben kann. Auch ein Winter, der - gegen Feierabend werden die Faulen ja bekanntlich fleißig - sich im März nicht recht verabschieden will, ist noch drin, genauso ein kurzes aber heftiges Schnee-Intermezzo wie wir es im Februar 1988 erlebt haben - oder auch mehrere davon. Die lang anhaltende, strenge Kälte, wie wird sie beispielsweise Anfang 2005 und Anfang 2006 erlebt haben, wir jedoch kaum noch kommen.
2005 hat der Winter ja erst gegen Mitte Februar noch einmal so richtig zugeschlagen und ist dann auch lange geblieben. Wer sich daran erinnert, weiß aber vielleicht auch noch, dass es damals schon vor Weihnachten und dann wieder zwischen den Jahren so richtig kalt war. 2005 auf 2006, als der Winter wieder bis weit in den März hinein nicht aufgeben wollte, war es nach Kälte und Tauwetter bereits um Weihnachten endgültig Winter geworden und wir hatten hier im Dornenschlehengäu über viele Wochen durchgehende Schneelage. Dieser Winter wird vermutlich so einer wie der 2006 auf 2007, nämlich gar keiner.
Von 2006/2007 bis 2013/2014 sind es übrigens zufällig sieben Jahre und das könnte Wasser auf die Mühle der Anhänger des "Hundertjährigen" geben. Der geht ja davon aus, dass sich das Wetter alle sieben Jahre wiederholt. Die heißen Sommer 1976 und 1983 wären auch ein Indiz dafür, aber es lassen sich auch leicht Gegensbeispiele finden: Zum Beispiel hätten dann auch 1990, 1997 und 2004 heiße Sommer werden müssen. Tatsächlich war aber 2003 ein extrem heißer Sommer, der also deutlich aus dem Siebenjahresraster des Hundertjährigen fiel. Auch die lang anhaltende Kälte Anfang 2005 und 2006 hat sich 2012 und 2013 nicht wiederholt.