Windgas - und zwar echtes Windgas, mit Windstrom erzeugtes Methan - ist eine feine Sache. Dumm, dass diese vielsprechende Technologie nun dadurch diskreditiert wird, dass Greenpeace unter diesem Namen eine dümmliche und im Grunde praktisch sinnlose Wasserstoff-Einspeisung in unser Erdgasnetz betreibt.
Greenpeace hat bei vielen Leuten noch immer einen guten Ruf und war sicher einmal ein tolle Sache. Mittlerweile wird bereits die schiere Größe und Kommerzorientierung des "Umweltschutz-Konzerns" kritisiert. Wes Geistes Kind man bei Greenpeace mittlerweile ist, zeigt aber vor allem auch, dass diese angeblichen Umweltschützer fleißig beim Klimaschwindel mitmischen und sicher auch von der Abzocke profitieren, die damit betrieben wird.
Auch das groß gefeierte "Windgas"-Projekt von Greenpeace ist in Wirklichkeit lediglich ein Potempkinsche Fassade. Unter dem irreführenden Namen "Windgas" wird hier ein Gastatrif verkauft, der zwar sicherlich den Kassen des Öko-Multis nutzt, kaum jedoch dem Verbraucher, der Umwelt oder der Entwicklung der echten Windgastechnik zur Marktreife.
Wasserstoff ist kein "richtiges" Windgas
Was Greenpeace macht und in der Materie nicht beschlagenen Vebrauchern als tolle Öko-Idee verkauft, ist folgendes: Man erzeugt mit überschüssigem Windstrom Wasserstoff und speist diesen in das Erdgasnetz ein. Das kann nämlich bis zu 5% Wasserstoff vertragen, ganz reines Methan ist ja Erdgas schon von Hause aus nicht.
Das Problem mit dem Wasserstoff ist, dass das H2-Molekül so klein ist, dass es anders als z.B. Propan bei herkömmlichen Behälterwänden - wie etwa die Stahlwandung von normalen Gasflaschen oder Leitungsrohren - zwischen den Atomen hindurchschlüpft und davon geht. Genau das auch ist der Grund dafür, dass Autos, die mit dem per Elektrolyse im Grunde watscheneinfach herzustellendem Wasserstoff fahren, noch nicht marktfähig sind: dichte Wasserstofftanks sind ganz einfach zu schwer, zu aufwendig und vor allem zu teuer.
"Richtiges" Windgas hingegen ist Methan - also praktisch das Gleiche wie Erdgas - das mit Hilfe des Sabatier-Prozesses aus CO2 und mit Windstrom gewonnenem Wasserstoff erzeugt wird. Das CO2 kann man z.B. aus Biogas nehmen, welches sich ja durch seinen höheren Gehalt an diesem Gas von Erdgas unterscheidet. Das Schöne: Man muss das CO2 noch nicht einmal vom Methan des Biogases trennen, sondern kann diese direkt in den Sabatier-Prozess einbringen. Dabei entstehen dann aus dem CO2 des Erdgases und dem zugeführten Windstrom-Wasserstoff Methan und Wasser. Das Wasser scheidet man ab und hat dann ein Gas, welches mehr Methan und weniger CO2 enthält als Biogas. Man hat also sozusagen mit Hilfe des Wasserstoffs das Biogas zu "künstlichem Erdgas" raffiniert. Leider geht ein Teil der im Wasserstoff steckenden Energie dabei verloren, da eben nicht nur Methan, sondern auch Wasser entsteht. Der Wirkungsgrad beträgt etwa 60%, was aber nicht weiter schlimm ist, da man Windstrom sehr billig erzeugen kann.
Keine wirkliche Lösung
Mit dem reinen Wasserstoff von Greenpeace kann man jedoch nur einen kleinen Teil des Erdgases ersetzen. Vor allem geht das aber auch nur, solange noch Erdgas da ist. Wenn das einmal durch Biogas ersetzt werden muss, wird man dieses Biogas so oder so auf die gerade beschriebene Art raffinieren müssen, um die ganze Erdgasinfrastruktur weiter nutzen zu können. Wenn man dazu aber sowieso Wasserstoff und den Sabatier-Prozess (oder andere Hydrierverfahren) verwendet, macht es wenig Sinn, das "künstliche" Erdgas noch einmal mit reinem Wasserstoff zu strecken.
Das ist der eine Grund, warum die "Windgas"-Technik von Greenpeace höchstens als Brückentechnologie taugt. Der andere Grund jedoch macht die ganze Geschichte zu lupenreinem Schrott: Der Anteil des Wasserstoffs am Erdgas darf nur 5% betragen. Da Wasserstoff nun auch noch auf den Liter bezogen einen sehr viel geringeren Brennwert hat, kann also nur ein winziger Teil der in Form von Ergas bezogenen Energie aus Winstrom stammen.
Außerdem verbindet sich der eingespeiste Wasserstoff ja nicht mit dem Methan des Erdgases, sondern bildet mit diesem lediglich ein Gasgemisch. Die Wasserstoffatome müssten sich daher praktisch genauso leicht durch Rohr- und Behälterwandungen verabschieden können, wie das bei reinem Wasserstoff der Fall ist. Wenn das tatsächlich der Fall ist, würde es kaum auffallen, weil der gesamte Wasserstoff ja nur 5% des Gasgemisches ausmacht. Daher muss auch die Frage erlaubt sein, ob sich nicht ein großer Teil der aus Windstrom gewonnenen und in Form von Greenpeace-"Windgas" dem Erdgas hinzugefügten Energie nicht durch Diffusion verflüchtigt, bevor sie den Gasanschluss des gläubigen Greenpeace-Adepten überhaupt erreicht.
Die Lösung: "echtes" Windgas
Selbstverständlich ist aber die Idee, mit Hilfe von zur Unzeit erzeugtem Windstrom Gas zu machen, der Schlüssel zum Dilemma dieser volatilen Energiequelle. Nur muss man eben den nächsten Schritt gehen und mit Hilfe des Sabatier-Prozesses "echtes" Windgas, also "künstliches" Erdgas erzeugen. Das kann man dem Erdgas in beliebiger Menge zufügen, weil es im Hinblick auf technische Eigenschaften und Brennwert genau das gleiche ist. Man kann sogar das ganze Erdgas in einem ursprünglich dafür geschaffenen System durch Windgas ersetzen und beispielsweise Erdgasautos damit betreiben, ohne das man an diesen irgendwelche technischen Veränderungen vornehmen muss.
Übrigens habe ich bereits vor einiger Zeit hier einmal einen Artikel über Windgas veröffentlicht. Dort kann man noch ein wenig mehr darüber nachlesen.