Als Windgas oder Elektromethan bezeichnet man ein Gas, das mit Hilfe von Elektrizität aus Wasser und CO2 hergestellt wird: Erst erzeugt man in der altbekannten Weise per Elektrolyse mit Strom Wasserstoff aus Wasser. Dann kommt der neuartige (oder gar nicht mal so neuartige, weil als Sabatier-Prozess schon lange bekannte) Schritt: Der Wasserstoff wird mit Kohlenstoffatomen aus CO2 zu Methan verbunden, dem entscheidenden Hauptbestandteil von Erd- und Biogas, der die Energie enthält.
Insgesamt ist die Erzeugung von Methan aus Wasser und CO2 ein endothermer Vorgang, benötigt also Energie. Diese Energie wird in Form von Strom aus regegenerativen Quellen zugeführt. So erhält man aus dem unregelmäßig verfügbaren Wind- und Sonnenstrom "künstliches Erdgas", das mit der bestehenden, ausgereiften und gut funktionierenden Erdgas-Technologie genutzt werden kann. Außerdem kann man damit auch Auto fahren: Wir besitzen eine ausgereifte Vebrennungsmotorentechnik und haben diese bereits alltagstauglich für Erdgas angepasst, wie man an den einwandfrei funktionierenden Erdgasautos sieht.
Der Stein der Weisen?
Ich bin ja einer, der tollen Patentlösungen immer skeptisch gegenübersteht, aber in der Technik gab es in der Vergangenheit immer wieder bahnbrechende Erfindungen. Diese Sache scheint mir höchstwahrscheinlich so etwas zu sein. Windgas oder Elektromethan darf man getrost mit der Bessemer-Birne und ihrer entscheidenden Verbesserung durch Thomas vergleichen, welche die Aufgabe, Stahl in großen Mengen zu günstigen Preisen verfügbar zu machen, löste.
Die chemischen Vorgänge bei der Erzeugung und Nutzung von Windgas
In vergleichbarer Weise löst Windgas nun das Problem, das wir zwar mit Windkraft Strom in gewaltigen Mengen erzeugen, ihn aber nicht hunderprozentig nutzen können, weil er unregelmäßig und nicht immer dann zur Verfügung steht, wenn man ihn benötigt. Mit der Bessemer-Birne konnte man Stahl in großen Mengen erzeugen, was aber nicht viel nutzte, weil sie kein phosphorhaltiges Roheisen mag und dummerweise das meiste Erz solches Roheisen liefert. So wie nun die basische Ausmauerung von Sidney Gilchrist Thomas dieses Problem löste, löst die Windgasherstellung die Aufgabe, Windenergie speicherbar zu machen.
Gleichzeitig passt diese Technik, weil sie CO2 verarbeitet, gut zur Biogastechnik: Biogas enthält nämlich weniger Methan als Erdgas und dafür sehr viel CO2, das ihme entzogen werden muss, wenn man es kompatibel zum Erdgas machen will. Dieses CO2 muss man nun nicht mehr davonzischen lassen, sondern kann es für die Windgaserzeugung nutzen. Man muss dabei noch nicht einmal das Kohlendioxid vorher vom Methan des Biogases abtrennen, sondern kann das Biogas in den Sabatierprozess einbringen und mit dem Wasserstoff aus dem darin enthaltenen CO2 Methan machen. Gewissermaßen raffiniert man also das Biogas zu Erdgas.
Die tatsächliche Problematik
Das Problem bei der Sache ist kein technisches, sondern es sind die Politik und die Lobby der großen Stromgeier und wahrscheinlich auch die Ölkonzerne: Windkraft und Biogas sind sowieso bereits skalierbare Techniken, die sich auch wunderbar in kleineren Anlagen zur lokalen und regionalen Energiegerwinnung einsetzen lassen. Wenn man nun den Strom aus Windenergie auch noch problemlos auf lokaler und regionaler Ebene speichern kann, sind die Strommultis weg vom Fenster, denn kein Mensch braucht mehr deren Großkraftwerke und Überlandleitungen. Erzeugt man nun auch noch den Treibstoff für den Kraftverkehr vebrauchernah in kleinen Betrieben auf dem platten Land - auch die Windgastechnik ist nämlich sehr gut skalierbar - bedeutet dies auch den Todesstoß für die Treibstoffsparte der petrochemischen Industrie.
Dagegen werden die Konzerne sich mit Händen und Füßen wehren - und dabei natürlich ihre geballte Lobby-macht einsetzen. Das werden wir in den nächsten Jahren erleben. Wer sich nur aus den Mainstreammedien informiert, wird davon möglicherweise noch nicht einmal etwas mitbekommen, denn dort werden die Technologien der großen Energieversorger gefeiert und versucht, die wirkliche Energiewende zu verhindern, nämlich die hin zur kleinformatigen, dezentralisierten und regionalen Energiegewinnung in Bürgerhand.
Es ist auch gut möglich, dass die Energiekonzerne versuchen werden, die Windgastechnik an sich zu ziehen, zumal sie ja auch Erdgas verkaufen. Windgas lässt sich ja, wie die Windstromtechnik ebenfalls, nicht nur dezentralisiert in kleinen Einheiten, sondern auch mit großen Anlagen herstellen. Es ist daher durchaus denkbar, dass die Stromriesen die Windgastechnik aufgreifen und in ihre Konzepte der zentralisierten Nutzung von regenerativen Energiequellen einbinden, mit denen sie versuchen, auch weiterhin einen möglichst großen Teil des Strommarktes zu beherrschen.