15. März 2010
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Regionalgeld scheint derzeit im Trend zu liegen. Fast überall in Deutschland bilden sich Organisationen, die ein regionales Geld in Form von umlaufgesichertem Freigeld herausgeben, welches man bei den angeschlossenen Unternehmen ausgeben kann. Eines dieser Regionalgelder und doch wieder noch ein wenig etwas anderes ist das Rheingold. Es hebt sich durch die eine oder andere Besonderheit von der Masse der Regionalgelder ab und hat bei genauem Hinsehen das Potential, herkömmliches Geld, zumindest in vielen Bereichen, vollwertig zu ersetzen.
Im Zusammenhang mit Wirtschaftskrisen machen immer wieder Regionalgelder auf sich aufmerksam. Gut funktionierende Regionalgelder bzw. Freigelder wie die Wära in Deutschland und der Wörgler Schilling wurden von staatlicher Seite unterbunden, warum, mag sich jeder selbst denken. Fakt bleibt, dass mit umlaufgesichertem Freigeld in Zeiten der 1929er Wirtschaftskrise Regionen wie Schwanenkirchen oder Wörgl wirtschaftlich erheblich belebt werden konnten und nach der erzwungenen Abschaffung der alternativen Währung wieder im allgemeinen Elend versanken. Heute werden Tauschringe und Regiogelder zwar behördlich geduldet und vorgeblich sogar gefördert, es drängt sich jedoch der Eindruck auf, dass dies nicht zuletzt geschieht um guten Willen zur Lösung der Globalisierungs- und EU-bedingten wirtschaftlichen Probleme unseres Landes vorzutäuschen und gleichzeitig die jeweiligen Initiativen unter Kontrolle zu haben.
Seine volkswirtschaftliche Bedeutung ist zwar bisher noch, so wie die aller derzeitigen Regionalgelder, relativ gering; es kann jedoch aufgrund seiner Besonderheiten als Prototyp für ein funktionierendes Freigeld und seine Anwender als Testgruppe für einen auf einer alternativen Währung beruhenden Wirtschaftskreislauf dienen. Um zu verstehen, was das Besondere an Rheingold ist, muss man sich zunächst klarmachen, wie Freigeld im allgemeinen funktioniert und wie Freigelder und herkömmliche Währungen gedeckt werden können.
Wer sich unsere derzeitige Wirtschaftskrise genauer ansieht, wird feststellen, dass diese letztendlich genau daher rührt, dass kein flüssiges Geld vorhanden ist, weil Banken und andere Geldverleiher einen erheblichen, wenn nicht den weit überwiegenden Teil des vorhandenen Geldes durch Zinsnahme und Kreditschöpfung an sich gezogen haben, sodass es im Wirtschaftskreislauf fehlt. Deswegen können Waren und Dienstleistungen nicht fließen, die durchaus vorhandenen Ressourcen also nicht in ein entsprechend hohes Sozialprodukt umgesetzt werden. Die „Wunder“ von Wörgl und Schwanenkirchen waren so betrachtet im Grunde gar keine, sondern ganz natürliche Vorgänge, die vorher zu sehen waren und von den jeweiligen Initiatoren ja auch vorhergesehen wurden.
Tatsächlich soll Fiat-Geld wie der Euro oder der US-Dollar durch die wirtschaftliche Leistung des jeweiligen Wirtschaftsraumes gedeckt werden, weil man damit etwas dort Produziertes kaufen kann. Das soll durch den Status einer Währung als gesetzliches Zahlungsmittel im jeweiligen Land sichergestellt werden. De jure steht also jede einzelne geschäftsfähige natürliche oder juristische Person im Euro-Land für den Euro gerade, de facto aber wiederum nicht, denn in der Praxis kann ja niemand wirklich gezwungen werden, für Euro eine Leistung zu erbringen oder eine Ware herauszugeben.
Früher deckte man Währungen mit Gold, was bedeutet, dass jede Banknote ein Gutschein für eine gewisse Menge Gold und die Zentralbank verpflichtet war, diesen Gutschein auch einzulösen. Das gute an der Idee ist, dass es eine Stelle gibt, die für den Wert des Geldes gerade stehen muss. Die Nachteile bestehen darin, dass Gold realwirtschaftlich einen sehr viel geringeren Wert hat als es kostet, sein Preis daher selbst auch nur zu einem kleinen Teil durch seine Verwendbarkeit als Werkstoff gedeckt ist und dass man überhaupt wahrscheinlich gar nicht genug Gold hätte, um den heutigen Geldbedarf zu decken.
Der Vorteil des Fiat-Geldes ist, dass es im Prinzip durch Leistung, sprich, durch Waren und Arbeitskraft gedeckt ist. Der Nachteil: Es gibt keine Stelle, an der man den Gegenwert einer Euro- oder Dollarnote wirklich einfordern kann, auch wenn es sich dabei um gesetzliche Zahlungsmittel handelt.
Es gab und gibt nun bereits Ansätze dazu, die Vorteile beider System zu verbinden: Im alten Ägypten gab es in Form von Tontäfelchen eine Art Geld, welches mit Getreide gedeckt war und in den USA gibt es Regionalgeld, dass ebenfalls mit haltbaren Lebensmitteln gedeckt ist. In beiden Fällen wurde bzw. wird garantiert, dass man für das Geld jederzeit eine bestimmte Menge Lebensmittel bekommt. Allerdings ist das auch noch nicht die Lösung, denn bei dem Regionalgeld in den USA werden die Lebensmittel mit Dollars eingekauft, die man wiederum bezahlen muss, um das Regionalgeld zu bekommen.
Wenn eine Stadt, ein Landkreis oder ein Regierungsbezirk ein offizielles, durch Waren gedecktes Regionalgeld einführen wollte, müsste er eine Art Zentralbank in Form eines großen Lagerhauses unterhalten, in dem er eine große Anzahl unterschiedlichster Waren aufbewahren und sicherstellen müsste, das man jederzeit gegen das Geld waren bekommen würde. Das wäre eine außerordentlich schwierige Sache und würde – wenn sie überhaupt praktikabel wäre – sehr viel Geld kosten.
Im Prinzip ist eine Rheingold-Note also ein Waren- oder Dienstleistungsgutschein, der von einer bestimmten Firma ausgestellt wurde, die sich damit verpflichtet hat, gegen diesen eine bestimmte Leistung zur erbringen. Ein Händler könnte sich beispielsweise ohne weiteres weigern, eine Ware gegen Geld zu verkaufen, denn niemand kann ja gezwungen werden, ein bestimmtes Geschäft zu machen, außer er hat es selbst angeboten. Hat der Händler jedoch einen Gutschein ausgestellt, ist er verpflichtet, zu liefern.
Was nun beim Rheingold bisher noch nicht vorhanden ist, ist die Umlaufsicherung. Es ist zwar vorgesehen, dass Rheingold-Noten irgendwann auch einmal ungültig werden, doch das wurde vorerst ausgesetzt. Bei dem noch relativ kleinem Rahmen, in dem das Rheingold-Projekt derzeit läuft und den daher kleinen Druckauflagen, wäre es, so Jost Reinert, der Kurator des Projektes, noch zu teuer, die im Umlauf befindlichen Rheingold-Noten turnusmäßig zu ersetzen, so dass ein unverhältnismäßig hoher Wertabschlag erhoben werden müsste. Trotzdem funktioniert Rheingold recht gut.
Ein weiteres kleines Problem besteht darin, dass Rheingold ja nicht zuletzt ein Kunstprojekt ist, was sich darin äußert, dass die Rheingold-Noten künstlerisch hochwertig gestaltet und hergestellt werden. Das könnte bewirken und tut das wohl auch, dass bestimmte Leute zwar sehr gerne Rheingold als Zahlungsmittel annehmen, sie dann aber nicht mehr ausgeben, weil sie sie sammeln. Allerdings ließe sich dieses Problem auch sehr leicht lösen, wenn einmal die Umlaufsicherung des Rheingoldes aktiviert wird. Man könnte beispielsweise die gegen Abschlag umgetauschten Noten, anstatt sie zu vernichten, lediglich als Zahlungsmittel ungültig machen, sie aber dann dem Einlieferer zurückgeben, damit sie ins Sammelalbum wandern können. Sinnvoll wäre es auch, die Entwertung so zu gestalten, dass die Noten zwar als Zahlungsmittel erkennbar ungültig werden, ihr Sammelwert jedoch nicht leidet, sondern eher erhöht wird: zum Beispiel durch einen Entwertungsstempel, der die Note künstlerisch vervollständigt.
Bislang tun diese beiden kleine Nachteil des Rheingolds der Funktion noch keinen Abbruch. Offensichtlich erstreckt sich der Gebrauch des alternativen Geldes derzeit noch vor allem auf eine zwar wachsende, aber doch relativ geschlossene Gruppe von Unternehmern, Kulturschaffenden und Intellektuellen, die damit die Befriedigung gewisser Kultur- und Luxusbedürfnisse bezahlen. Dadurch ist das Rheingold auch in einem überschaubaren und gut beobachtbaren Raum unterwegs, so dass es seiner Funktion als Kulturexperiment Genüge tun kann: Es lassen sich Erkenntnisse über die Funktionsweise und Wirkung von Freigeld gewinnen, die für eine spätere Einführung eines solchen Geldes im größeren Stil recht wertvoll sein dürften.
Während die Vorderseiten der Rheingold-Noten immer ein einheitliches Motiv je Wert zeigen, kann man auf die Rückseite ein eigenes Motiv drucken lassen. So kann man mit dem selbst emittierten Rheingold auch noch für das eigene Unternehmen Werbung machen.
Wenn man als Händler Rheingold zum Beispiel verwendet um bei großen Einkäufen oder treuen Kunden Rabatt zu gewähren, hat man wie bei einem Warengutschein den Vorteil, dass man nicht auf bares Geld in Höhe des Verkaufspreises verzichtet, sondern lediglich Ware, also Arbeit bzw. Geld in Höhe der eigenen Gestehungskosten liefern muss. Kehren die Rheingold-Noten zu einem zurück, kann man sie erneut als Gutscheine einsetzen. Genauso wie die eigenen Noten kann man aber auch fremde Rheingold, die man statt Euro angenommen hat, als Bonus an gute Kunden ausgeben. Der Knackpunkt dabei ist immer wieder, dass man für ausgegebene Rheingold nicht in barem Geld, sondern immer nur in Naturalien leistet.
Nicht zu unterschätzen ist auch der Aufmerksamkeitswert der Rheingold: Man kann sie zum Beispiel mit Werbebriefen an Kunden verschicken, wobei zum Beispiel gerade der Umstand, dass man jetzt auch Rheingold annimmt, ein wunderbarer Aufhänger für einen solchen Werbebrief ist. Außerdem sieht eine Rheingold-Note, anders als ein herkömmliche Warengutschein nicht ganz so sehr danach aus, dass man den Kunden in den Laden locken möchte.
Was ist nun aber der Haken beim Rheingold? Nun, genau genommen gibt es gar keinen. Man muss zwar für die selbst emittierten Rheingold in Naturalien geradestehen, aber eben nur in Naturalien. Und auch nur, wenn man die Rheingold tatsächlich ausgegeben, also dafür etwas erhalten hat, denn anders können sie ja nicht zu einem zurückkehren. Das größte „Risiko“ dabei ist, dass die 15% der eigenen Emission zu einem zurückkehren, die für die Herstellung einbehalten wurden. Wenn man zum Beispiel 500 Rheingold emittiert hat, wären das 75 Rheingold. Da ein Rheingold dem Wert einer Deutschen Mark entspricht, wären das 37,50 Euro, für die man arbeiten oder Ware liefern müsste – wobei man diese Rheingold dann ja auch wieder hätte und sie als Zahlungsmittel oder Gutschein einsetzen könnte.
Im Zusammenhang mit Wirtschaftskrisen machen immer wieder Regionalgelder auf sich aufmerksam. Gut funktionierende Regionalgelder bzw. Freigelder wie die Wära in Deutschland und der Wörgler Schilling wurden von staatlicher Seite unterbunden, warum, mag sich jeder selbst denken. Fakt bleibt, dass mit umlaufgesichertem Freigeld in Zeiten der 1929er Wirtschaftskrise Regionen wie Schwanenkirchen oder Wörgl wirtschaftlich erheblich belebt werden konnten und nach der erzwungenen Abschaffung der alternativen Währung wieder im allgemeinen Elend versanken. Heute werden Tauschringe und Regiogelder zwar behördlich geduldet und vorgeblich sogar gefördert, es drängt sich jedoch der Eindruck auf, dass dies nicht zuletzt geschieht um guten Willen zur Lösung der Globalisierungs- und EU-bedingten wirtschaftlichen Probleme unseres Landes vorzutäuschen und gleichzeitig die jeweiligen Initiativen unter Kontrolle zu haben.
Rheingold
Ein auf den ersten Blick ganz gewöhnliches Regiogeld ist das Rheingold. Es wurde zunächst als Regionalgeld für den Raum Düsseldorf, als Kunstprojekt und Kulturexperiment geschaffen, ist aber mittlerweile auch in Köln und Berlin im Gebrauch. Außerdem wird es an verschiedenen anderen Orten in Deutschland von einzelnen Personen bzw. Firmen genommen und verwendet. Seine volkswirtschaftliche Bedeutung ist zwar bisher noch, so wie die aller derzeitigen Regionalgelder, relativ gering; es kann jedoch aufgrund seiner Besonderheiten als Prototyp für ein funktionierendes Freigeld und seine Anwender als Testgruppe für einen auf einer alternativen Währung beruhenden Wirtschaftskreislauf dienen. Um zu verstehen, was das Besondere an Rheingold ist, muss man sich zunächst klarmachen, wie Freigeld im allgemeinen funktioniert und wie Freigelder und herkömmliche Währungen gedeckt werden können.
Wie Freigeld funktioniert
Freigeld ist in der Regel umlaufgesichert und zwar dadurch, dass es in barer Form an Wert verliert indem es an Stichtagen verfällt („verrufen wird“). Es muss dann entweder mit Abschlag umgetauscht oder durch eine Wertmarke im Wert eines gewissen Prozentsatzes seine Nennwertes neu gültig gemacht werden. Dadurch vermeiden die Leute es, Geld zu behalten und geben es schnell wieder aus, was nichts anderes bedeutet, dass sie andere verdienen lassen, also Arbeit ermöglichen. Das ist jedoch keine „Arbeitsbeschaffung“ im anrüchigen Sinne einer Art Beschäftigungstherapie, da hierbei Sachwerte geschaffen werden, die konsumiert werden können. Der Anreiz, Geld auszugeben erhöht die Verfügbarkeit des vorhandenen Geldes und lässt Waren und Dienstleistungen fließen. Wer sich unsere derzeitige Wirtschaftskrise genauer ansieht, wird feststellen, dass diese letztendlich genau daher rührt, dass kein flüssiges Geld vorhanden ist, weil Banken und andere Geldverleiher einen erheblichen, wenn nicht den weit überwiegenden Teil des vorhandenen Geldes durch Zinsnahme und Kreditschöpfung an sich gezogen haben, sodass es im Wirtschaftskreislauf fehlt. Deswegen können Waren und Dienstleistungen nicht fließen, die durchaus vorhandenen Ressourcen also nicht in ein entsprechend hohes Sozialprodukt umgesetzt werden. Die „Wunder“ von Wörgl und Schwanenkirchen waren so betrachtet im Grunde gar keine, sondern ganz natürliche Vorgänge, die vorher zu sehen waren und von den jeweiligen Initiatoren ja auch vorhergesehen wurden.
Wie Geld gedeckt wird
Die Umlaufsicherung eines Geldes ist eine Sache. Ein weiterer Aspekt ist jedoch die Deckung. Unser heutiges Geld ist Fiat-Geld (fiat: lat. „es werde“), das bedeutet, dass dieses Geld durch nichts gedeckt ist, als durch die staatliche Vorschrift, dass jeder es als gesetzliches Zahlungsmittel annehmen muss. Diese Vorschrift ist aber im Ernstfalle das Papier des Gesetzbuches nicht wert, in dem sie steht, denn letztendlich kann niemand gezwungen werden, für Geld eine Leistung zu erbringen. Wenn beispielsweise ein Maler keine Lust hat, einem Kunden das Zimmer zu tapezieren und den Auftrag ablehnt, hat der Kunde keine Handhabe dagegen. Auch der Staat kann für dieses Geld nicht in Anspruch genommen werden, denn weder gibt es dazu ein Vorschrift, noch besitzt der Staat irgendetwas, dass er gegen das von ihm ausgegebene Geld herausgeben könnte. Es kommt aber noch besser: Der größte Teil des im Umlauf befindlichen Geldes ist ja kein Bargeld, sondern Buchgeld, das gar nicht vom Staat, sondern von den Banken durch Kreditschöpfung und Zinsnahme erzeugt wurde und daher vom Staat de facto so gut wie gar nicht kontrolliert werden kann.Tatsächlich soll Fiat-Geld wie der Euro oder der US-Dollar durch die wirtschaftliche Leistung des jeweiligen Wirtschaftsraumes gedeckt werden, weil man damit etwas dort Produziertes kaufen kann. Das soll durch den Status einer Währung als gesetzliches Zahlungsmittel im jeweiligen Land sichergestellt werden. De jure steht also jede einzelne geschäftsfähige natürliche oder juristische Person im Euro-Land für den Euro gerade, de facto aber wiederum nicht, denn in der Praxis kann ja niemand wirklich gezwungen werden, für Euro eine Leistung zu erbringen oder eine Ware herauszugeben.
Wie kann Regionalgeld gedeckt werden?
Wie soll nun aber ein regionales Freigeld gedeckt werden? Im Prinzip könnte „da ja jeder kommen“, Geld machen und in Umlauf bringen. Irgendwo muss eine Deckung da sein und das ist das Problem der Regionalgelder. Das eine oder andere Regionalgeld wird sogar mit Euros gedeckt, was ein besonders großer Blödsinn ist: Ein Freigeld soll ja gerade da zur Verfügung stehen, wo keine Euros sind. Außerdem muss man schon ganz schön idealistische sein, wenn man knappe, wertbeständige Euros besitzt und diese in sich ständig in seinem Wert minderndes Freigeld umtauscht. Auf diese Weise kann man zwar „Freigeldwirtschaft spielen“ aber nicht die regionale Wirtschaft durch Erzeugung zusätzlicher Liquidität beleben.Früher deckte man Währungen mit Gold, was bedeutet, dass jede Banknote ein Gutschein für eine gewisse Menge Gold und die Zentralbank verpflichtet war, diesen Gutschein auch einzulösen. Das gute an der Idee ist, dass es eine Stelle gibt, die für den Wert des Geldes gerade stehen muss. Die Nachteile bestehen darin, dass Gold realwirtschaftlich einen sehr viel geringeren Wert hat als es kostet, sein Preis daher selbst auch nur zu einem kleinen Teil durch seine Verwendbarkeit als Werkstoff gedeckt ist und dass man überhaupt wahrscheinlich gar nicht genug Gold hätte, um den heutigen Geldbedarf zu decken.
Der Vorteil des Fiat-Geldes ist, dass es im Prinzip durch Leistung, sprich, durch Waren und Arbeitskraft gedeckt ist. Der Nachteil: Es gibt keine Stelle, an der man den Gegenwert einer Euro- oder Dollarnote wirklich einfordern kann, auch wenn es sich dabei um gesetzliche Zahlungsmittel handelt.
Es gab und gibt nun bereits Ansätze dazu, die Vorteile beider System zu verbinden: Im alten Ägypten gab es in Form von Tontäfelchen eine Art Geld, welches mit Getreide gedeckt war und in den USA gibt es Regionalgeld, dass ebenfalls mit haltbaren Lebensmitteln gedeckt ist. In beiden Fällen wurde bzw. wird garantiert, dass man für das Geld jederzeit eine bestimmte Menge Lebensmittel bekommt. Allerdings ist das auch noch nicht die Lösung, denn bei dem Regionalgeld in den USA werden die Lebensmittel mit Dollars eingekauft, die man wiederum bezahlen muss, um das Regionalgeld zu bekommen.
Wenn eine Stadt, ein Landkreis oder ein Regierungsbezirk ein offizielles, durch Waren gedecktes Regionalgeld einführen wollte, müsste er eine Art Zentralbank in Form eines großen Lagerhauses unterhalten, in dem er eine große Anzahl unterschiedlichster Waren aufbewahren und sicherstellen müsste, das man jederzeit gegen das Geld waren bekommen würde. Das wäre eine außerordentlich schwierige Sache und würde – wenn sie überhaupt praktikabel wäre – sehr viel Geld kosten.
Es geht aber viel einfacher...
Die Lösung kling verrückt, ist es aber nicht: Leistungsgedecktes Geld wird nicht von irgendwelchen staatlichen oder nichtstaatliche Institutionen ausgegeben, sondern von einzelnen Unternehmen. Und das ist bei Rheingold der Fall. Für den Wert einer Rheingold-Note steht ein ganz bestimmtes Unternehmen gerade, welches diese Note in Umlauf gesetzt und sich damit verpflichtet hat, gegen diese Note bestimmte Waren oder Dienstleistungen zu liefern.Im Prinzip ist eine Rheingold-Note also ein Waren- oder Dienstleistungsgutschein, der von einer bestimmten Firma ausgestellt wurde, die sich damit verpflichtet hat, gegen diesen eine bestimmte Leistung zur erbringen. Ein Händler könnte sich beispielsweise ohne weiteres weigern, eine Ware gegen Geld zu verkaufen, denn niemand kann ja gezwungen werden, ein bestimmtes Geschäft zu machen, außer er hat es selbst angeboten. Hat der Händler jedoch einen Gutschein ausgestellt, ist er verpflichtet, zu liefern.
Rheingold – ein ganz besonderes Regionalgeld
Wer also Rheingold emittiert tut das gleiche wie jemand, der einen Gutschein ausstellt: Er verpflichtet sich, aus seinem Sortiment in Höhe des Wertes der emittierten Rheingold zu liefern oder zu leisten. Nicht anders als ein Händler, der einen Geschenkgutschein ausstellt oder Warengutscheine als Rabatt oder Werbemittel ausgibt. Der Unterschied besteht darin, dass die Rheingold, anders als herkömmliche Warengutscheine, nicht nur bei dem eingelöst werden können, der sie ausgegeben hat, sondern auch bei anderen Rheingoldern. Nun ist auch ein Rheingolder genauso wenig verpflichtet ist, für beliebige Rheingold zu leisten wie er das für Euro oder Dollar ist. Gegen Rheingold-Noten, die er selbst ausgestellt hat, muss er jedoch leisten, genauso, wie jemand herkömmliche Gutscheine einlösen muss, die er selbst ausgestellt hat – so wie früher eine Notenbank verpflichtet war, ihre Währung jederzeit gegen Gold einzutauschen.Was nun beim Rheingold bisher noch nicht vorhanden ist, ist die Umlaufsicherung. Es ist zwar vorgesehen, dass Rheingold-Noten irgendwann auch einmal ungültig werden, doch das wurde vorerst ausgesetzt. Bei dem noch relativ kleinem Rahmen, in dem das Rheingold-Projekt derzeit läuft und den daher kleinen Druckauflagen, wäre es, so Jost Reinert, der Kurator des Projektes, noch zu teuer, die im Umlauf befindlichen Rheingold-Noten turnusmäßig zu ersetzen, so dass ein unverhältnismäßig hoher Wertabschlag erhoben werden müsste. Trotzdem funktioniert Rheingold recht gut.
Ein weiteres kleines Problem besteht darin, dass Rheingold ja nicht zuletzt ein Kunstprojekt ist, was sich darin äußert, dass die Rheingold-Noten künstlerisch hochwertig gestaltet und hergestellt werden. Das könnte bewirken und tut das wohl auch, dass bestimmte Leute zwar sehr gerne Rheingold als Zahlungsmittel annehmen, sie dann aber nicht mehr ausgeben, weil sie sie sammeln. Allerdings ließe sich dieses Problem auch sehr leicht lösen, wenn einmal die Umlaufsicherung des Rheingoldes aktiviert wird. Man könnte beispielsweise die gegen Abschlag umgetauschten Noten, anstatt sie zu vernichten, lediglich als Zahlungsmittel ungültig machen, sie aber dann dem Einlieferer zurückgeben, damit sie ins Sammelalbum wandern können. Sinnvoll wäre es auch, die Entwertung so zu gestalten, dass die Noten zwar als Zahlungsmittel erkennbar ungültig werden, ihr Sammelwert jedoch nicht leidet, sondern eher erhöht wird: zum Beispiel durch einen Entwertungsstempel, der die Note künstlerisch vervollständigt.
Bislang tun diese beiden kleine Nachteil des Rheingolds der Funktion noch keinen Abbruch. Offensichtlich erstreckt sich der Gebrauch des alternativen Geldes derzeit noch vor allem auf eine zwar wachsende, aber doch relativ geschlossene Gruppe von Unternehmern, Kulturschaffenden und Intellektuellen, die damit die Befriedigung gewisser Kultur- und Luxusbedürfnisse bezahlen. Dadurch ist das Rheingold auch in einem überschaubaren und gut beobachtbaren Raum unterwegs, so dass es seiner Funktion als Kulturexperiment Genüge tun kann: Es lassen sich Erkenntnisse über die Funktionsweise und Wirkung von Freigeld gewinnen, die für eine spätere Einführung eines solchen Geldes im größeren Stil recht wertvoll sein dürften.
Einsatzmöglichkeiten von Rheingold
Rheingold kann natürlich innerhalb der Rheingold-Gemeinde als ganz normales Zahlungsmittel verwendet werden, ist jedoch noch mehr. Wer räumlich von den drei hauptsächlichen Verbreitungsgebieten abseits ist, kann es dennoch verwenden: Zum Beispiel als Warengutschein. Der große Vorteil gegenüber herkömmlichen Warengutscheinen ist dabei, dass die Druckkosten von Rheingold nicht in Euro bezahlt werden müssen, sondern in Rheingold beglichen werden können. Das sieht in der Praxis so aus, dass von der emittierten Summe 15% für die Herstellungskosten einbehalten werden. Man braucht also keine Rheingold um Rheingold zu bekommen, sondern emittiert beispielsweise 200 Rheingold, von denen man 170 ausbezahlt bekommt, während 30 als Herstellungskosten einbehalten werden.Während die Vorderseiten der Rheingold-Noten immer ein einheitliches Motiv je Wert zeigen, kann man auf die Rückseite ein eigenes Motiv drucken lassen. So kann man mit dem selbst emittierten Rheingold auch noch für das eigene Unternehmen Werbung machen.
Wenn man als Händler Rheingold zum Beispiel verwendet um bei großen Einkäufen oder treuen Kunden Rabatt zu gewähren, hat man wie bei einem Warengutschein den Vorteil, dass man nicht auf bares Geld in Höhe des Verkaufspreises verzichtet, sondern lediglich Ware, also Arbeit bzw. Geld in Höhe der eigenen Gestehungskosten liefern muss. Kehren die Rheingold-Noten zu einem zurück, kann man sie erneut als Gutscheine einsetzen. Genauso wie die eigenen Noten kann man aber auch fremde Rheingold, die man statt Euro angenommen hat, als Bonus an gute Kunden ausgeben. Der Knackpunkt dabei ist immer wieder, dass man für ausgegebene Rheingold nicht in barem Geld, sondern immer nur in Naturalien leistet.
Nicht zu unterschätzen ist auch der Aufmerksamkeitswert der Rheingold: Man kann sie zum Beispiel mit Werbebriefen an Kunden verschicken, wobei zum Beispiel gerade der Umstand, dass man jetzt auch Rheingold annimmt, ein wunderbarer Aufhänger für einen solchen Werbebrief ist. Außerdem sieht eine Rheingold-Note, anders als ein herkömmliche Warengutschein nicht ganz so sehr danach aus, dass man den Kunden in den Laden locken möchte.
Was ist nun aber der Haken beim Rheingold? Nun, genau genommen gibt es gar keinen. Man muss zwar für die selbst emittierten Rheingold in Naturalien geradestehen, aber eben nur in Naturalien. Und auch nur, wenn man die Rheingold tatsächlich ausgegeben, also dafür etwas erhalten hat, denn anders können sie ja nicht zu einem zurückkehren. Das größte „Risiko“ dabei ist, dass die 15% der eigenen Emission zu einem zurückkehren, die für die Herstellung einbehalten wurden. Wenn man zum Beispiel 500 Rheingold emittiert hat, wären das 75 Rheingold. Da ein Rheingold dem Wert einer Deutschen Mark entspricht, wären das 37,50 Euro, für die man arbeiten oder Ware liefern müsste – wobei man diese Rheingold dann ja auch wieder hätte und sie als Zahlungsmittel oder Gutschein einsetzen könnte.
Wie wird man nun Rheingolder?
Das ist ganz einfach: Wenn man Rheingold annehmen will, braucht man lediglich seine Kunden darauf hinzuweisen, etwa mit einem Aufkleber an der Ladentür und/oder einem Banner auf der Website. Wenn man selber Rheingold emittieren will, wendet man sich an das Rheingold-Projekt und bestellt seine eigenen Rheingold. In diesem Falle sollte man aber die Empfehlung eines Rheingolders haben, denn schließlich muss ja ein Stück weit sicher gestellt ein, dass ein Emittent auch für die von ihm emittierten Rheingold „gut ist“.