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  • : Blog von Volker Wollny
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  • Publizist und Freier Dozent, von Hause aus Ingenieur sowie gelernter Mechaniker und gelernter Maurer, Querdenker, Naturfreund und -nutzer, technisch interessiert aber auch technikkritisch, glaube nicht alles was mir erzählt wird.
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Andreas Quiring  

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Biohof-Gemeinschaft Baum des Lebens

22. April 2011 5 22 /04 /April /2011 11:52

Der Amboss ist das Sinnbild der Schmiedekunst und ich habe mich hier ja schon vor längerer Zeit in einem Artikel mit ihm befasst. Er wird oft mit seinem Gegenstück, dem Hammer, in einem Atemzug genannt. Tasächlich ist der Schmiedehammer ein unverzichtbares Werkzeug des Schmiedes und, auch deswegen weil man ihn so viel in der Hand hat, einer näheren Betrachtung wert.

 

 

 Faeustel Schmiedehammer Schlosserhammer

Fäustel, Schmiedehammer und Schlosserhammer

 

   Im Prinzip kann man natürlich auch mit einem Schlosserhammer schmieden. Da dieses Werkzeug jedoch eben nicht für das Schmieden entwickelt wurde, kann man mit ihm nicht wirklich optimal arbeiten. Auf die Dauer sollte man sich, wenn man ernsthaft schmieden will, einen vernünftigen Schmiedehammer zulegen.

Merkmale eines Schmiedehammers 

     Wenn man einen Schmiede- mit einem Schlosserhammer vergleicht, fällt zunächst auf, dass der Schmiedehammer gedrungener ist. Ältere Modelle sind oft sogar um das Hammerauge oder Hammerhaus herum extra verdickt, um noch mehr Masse um das Zentrum herum zu konzentrieren. Der möglicherweise derzeit weltbeste Schmied, Uri Hofi, ist bei dem von ihm entwickelten Hammer auf dieses Merkmal zurückgekommen und hat es sogar noch stärker betont als früher üblich. Die besonders stark gedrungene Form des Hofihammers hat offenbar nicht zuletzt den Sinn, dass der Schwerpunkt nicht zu weit auswandert, wenn man den Hammer verdreht um mit der Kante auf das Eisen zu schlagen.

Schmiedehammer traditionelle Form

Schmiedehammer in traditioneller Form

 

   Schwedische Schmiedehämmer hingegen sehen etwas anders aus: Sie sind schlanker, dafür ist die Verdickung um das Hammerhaus herum besonders deutlich ausgeprägt. Dadurch wird wiederum eine Konzentration der Masse um das Auge herum erreicht.

   Außerdem ist die Bahn eines Schmiedehammers nicht platt, sondern leicht gewölbt und ihre Kanten sind eher abgerundet als angefast wie bei einem Schlosserhammer. Die Rundung der Finne besitzt einen verhältnismäßig großen Radius.   

   Was es mit der gedrungeneren Form des Schmiedehammers auf sich hat, merkt man am besten, wenn man abwechselnd mit einem Schlosser- und einem Schmiedehammer jeweils einige Schläge auf dem Amboss macht: Der gedrungenere Schmiedehammer lässt sich deutlich besser führen.

   Der Grund für die Massenkonzetration bei der Formgebung des Schmiedehammers ist offensichtlich der folgende: Mit einem Schlosserhammer schlägt man hauptsächlich so zu, dass die Bahn platt auftrifft, die Schlagrichtung also senkrecht zu dieser liegt. Mit einem Schmiedehammer will man den Werkstoff in eine bestimmte Richtung treiben und schlägt daher auch schräg und mit zusätzlicher Seitwärtsbewegung zu. Dabei treten Kräfte seitlich zur Längsrichtung des Hammerkopfes auf, die aufgrund des Hebelgesetzes einen schlanken Hammerkopf leichter verkanten als einen gedrungenen.

Schmiedehammer schwedische Form

Schmiedehammer in schwedischer Form (Quelle: Zorro/Wikipedia, PD)

 

   Der Vorschlaghammer - bei uns nennen ihn viele fälschlicherweise Schlägel - ist ebenfalls gedrungener als ein Schlosserhammer und daher gewissermaßen eine sehr große Version des einhändigen Schmiedehammers. Weil wir schon mal dabei sind: Ein Schlägel hat keine Finne, sondern zwei Bahnen wie ein Fäustel.

   Außer zum Schmieden nimmt man den Vorschlaghammer, der bei Handwerken auch Bello, Lehmann oder Mottek heißt, auch für andere Arbeiten, zum Beispiel zum Einschlagen von Pfosten. Dass es keine so große Version des Schlosserhammers gibt, liegt wohl daran, dass ein so großer schlanker Hammerkopf auch beim "platten" Zuschlagen zu leicht verkanten würde und daher die gedrungenere Form des Schmiedehammers in diesen Dimensionen auch für andere Arbeiten die günstigere ist.           

   Was man nicht sieht, ist, dass ein Schmiedehammer nicht so stark gehärtet ist, wie ein Schlosserhammer, da man mit ihm auf mindestens rotwarmes und daher weicheres Eisen schlägt. Auf kaltem Eisen soll man ja sowieso nicht herumdengeln, wie ein alter, unter Schmieden gängiger Spruch drastisch verdeutlicht: Die Kaltschmiede und die Pfaffen hat der Teufel erschaffen!

Behelfslösung: Schlosserhammer oder Fäustel 

   Wenn man sich mit einem Schlosserhammer behilft, kann man ihn zwar nicht gedrungener machen, aber sein Bahn und eventuell auch die Finne mit der Schruppscheibe an die Formen eines Schmiedehammers anpassen und dann mit einer feineren Schleifscheibe wieder glätten. Wenn diese Bereiche dabei aufgrund der Wärmeentwicklung etwas weicher werden, ist das kein Fehler, es mindert sogar die Gefahr, dass etwas absplittert, wenn man doch einmal auf etwas Hartes schlägt. Das kann nämlich im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge gehen! Zu warm sollen sie aber auch nicht werden, sonst bekommt man beim Arbeiten zu leicht Macken in Bahn und oder Finne.

Hofi-Schmiedehammer 1,5kg

Schmiedehammer in der Form nach Uri Hofi (Quelle: Zorro/Wikipedia, PD)

 

   Um sich notfalls zu behelfen, wenn man keinen Schmiedehammer hat, kann man auch einen Fäustel in der beschriebenen Weise herrichten. Der Vorteil dabei ist, dass er ähnlich gedrungen ist wie ein Schmiedehammer, der Nachteil, dass er keine Finne hat.

Wichtig: Der Stiel

   Ein Hammer wird erst durch den Stiel zu einem solchen, ohne ihn ist er lediglich ein Faustkeil. Daher, und weil man den Stiel ja auch in der Hand hat und mit ihm den Hammer führt, kann auch der beste Hammer nur so gut sein wie sein Stiel. Das im Folgenden gesagte gilt übrigens nicht nur für Schmiedehämmer, sondern auch für andere Arten.

       Ein guter Hammerstiel ist immer aus Holz und zwar aus einem zähharten. Esche war, ist und bleibt hier eine gute Wahl, auch Robinie wird bei guten Hämmern verwendet. Früher nahm man auch Weißdorn oder Schwarzdorn (Schlehe). Möglicherweise sind diese Hölzer sogar noch besser, ich habe es jedoch noch nicht ausprobiert.

   Der Hammerstiel muss die richtige Länge haben und gut in der Hand liegen. Genauso wichtig wie Holz und Form des Stiels ist seine Verbindung mit dem Hammerkopf, also dass er gut verkeilt ist. Ob man einen eisernen oder hölzernen  - typischerweise aus Eiche - Keil nimmt ist mehr oder weniger Geschmackssache.

   Wer Lust und Liebe dazu hat, kann sich seinen Hammerstiel auch aus einem geeigneten Stück Holz individuell selbst anfertigen. Wenn man Esche nimmt, wird man ein passendes Stück sicher beim nächsten Schreiner ergattern können. Weiß- oder Schwarzdorn wird schwerer zu bekommen sein; vermutlich wird man sich den Rohling in diesem Fall selbst draußen schneiden müssen.

   Wenn man ein Drechselbank (als Zusatzeinrichtung zur Bohrmaschine nicht allzu teuer) hat, wird man die Längskontur des Stiels am besten drechseln. Anschließend flacht man ihn mit der Raspel oder einem Surformhobel auf den ovalen Querschnitt eines Hammerstiels ab. Die Feinarbeiten erledigt man mit Feile und Schmirgelleinwand bzw. -papier.

Vorschlaghammer

Vorschlaghammer

 

   Wenn man ihn kauft - auch gute Hammerstiele sind nicht sehr teuer - nimmt man am besten den Hammerkopf mit in den Laden, vor allem, wenn man einen älteren Hammer hat. Aber auch für einen neueren, genormten Hammer wird man vielleicht nicht immer den dazu gehörigen ebenfalls genormten Stiel bekommen und muss dann eben aus den im Laden vorhandenen einen passenden auswählen.      

   Einen neuen Hammerstiel passt man im vorderen Bereich mit Raspel und Feile so in das Hammerauge ein, dass er sich ohne allzu brutales Klopfen eintreiben lässt. Ich mache es am liebsten so, dass der Hammerkopf von selbst auf den Stil rutscht, wenn man ihn mit dem hinteren Ende mehrfach kräftig auf den Amboss stößt. Wenn der Stiel passt, sägt man von der Stirnseite den Schlitz für den Keil ein.

   Anschließend treibt man den Hammerkopf auf und schlägt von vorne den Keil ein. Wenn ein Holzkeil dabei etwas großzügig bemessen ist, feilt man noch den Überstand bei. Eisenkeile sollte man so wählen, das sie sich bündig einschlagen lassen.

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   In der trockenen Hitze der Schmiede kann es passieren, dass das Holz des Stiels einschrumpft und der Hammer lose wird. man kann dem vorbeugen, indem man den Hammer immer wieder einmal eine Weile ins Wasser stellt. Oft kann man damit auch einen bereits locker geworden Schmiedhammer wieder kurieren, zumindest für eine Weile.

   Ein richtig gelockerter Stiel ist jedoch ein ernstes Leiden und gehört unverzüglich behandelt. Notfalls stielt man den Hammer eben neu ein. Ein lockerer Hammer ist nicht nur ein Ärgernis beim Arbeiten, sondern stellt eine üble Unfallgefahr dar!

   Wenn man es geschafft hat, einen Hammerstiel abzubrechen, ist man nicht knickerig, sondern kauft einen neuen, anstatt den alten zu kürzen. Hämmer, deren Kopf aufgrund eines mehrfach auf diese Weise "reparierten" Stiels fast auf der Faust aufliegt, sehen nicht nur doof aus, man kann mit ihnen auch nicht arbeiten.

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