Der Drilling – Technik, Geschichte und jagdlicher Einsatz
Sowohl der Schrot- als auch der Kugelschuss gehören von alters her zum Rüstzeug des Jägers. Das gilt ganz besonders in Niederwildrevieren, wo meist auch Reh- und heutzutage sehr oft auch Schwarzwild vorkommt. Zur Zeit der Vorderlader war dies kein großes Problem: je nach Bedarf stopften die alten Jäger und Förster ihre glattläufigen Schießprügel mit Schrot oder Kugel. In alten Berichten über Zusammenstöße zwischen Wilderern und Jagdhütern liest man des öfteren, dass die Waffen sogar mit beiden Munitionsarten gleichzeitig geladen wurden, wenn es um Leben und Tod ging.
Schrot- und Kugelschuss aus der gleichen Waffe
Da in der Spätzeit der Vorderlader bereits gezogene Läufe bekannt waren, war der Kugelschuss aus einem glatten Lauf bereits im 19. Jahrhundert eher nur ein Notbehelf. Bereits um 1850 wurden darum in Süddeutschland Vorderladerdrillinge gebaut, um mit ein und derselben Waffe außer Schrot- auch präzise Kugelschüsse abgeben zu können. Diese Waffen setzten sich aber nicht mehr durch, wohl weil sie erst ganz am Ende der Vorderladerzeit aufkamen.
Als Hinterlader und Lefaucheux-Patronen, ab den 1860er Jahren dann auch moderne Zentralfeuerpatronen auf den Markt kamen und sich durchsetzten, musste man sich auf jeden Fall vor jedem Jagdausflug entscheiden, welche Art von Waffe man mitnehmen wollte. Auch heute noch macht mancher Waidmann die leidvolle Erfahrung, dass ausgerechnet ein Stück Wild in Anblick kommt, für welches er nicht die geeignete Waffe dabei hat. Diesem Missstand half der Münchner Büchsenmacher Oberhammer ab, als er 1878 den Hinterlader-Drilling erfand und sich patentieren ließ: Unter die beiden Schrotrohre einer Doppelflinte setzte er einen Kugellauf und schuf damit eine Jagdwaffe, mit der man im Revier fast immer richtig angezogen ist.
Der Drilling (unten) ersetzt, so sagt man, einen ganzen Waffenschrank, nämlich die drei Waffen, die darüber abgebildet sind: Büchse, Flinte und Kleinkaliber (v.o.n.u.)
Im Gegensatz zu den Vorderlader-Drillingen setzte sich Oberhammers Erfindung schnell durch und ist auch heute noch sehr beliebt. Wenn auch der eine oder andere jüngere Jäger das Dreirohr gerne als „Altmännerwaffe“ belächeln mag, ist es doch der beste – halt nein, natürlich nur der zweitbeste – Freund des Waidgenossen, nach seinem besten nämlich, dem treuen Hund.
Laufanordnungen
Neben die klassische Form des Drillings mit dem unten liegenden Kugellauf traten im Laufe der Zeit abgewandelte Bauformen für verschiedene jagdliche Gegebenheiten: Der Waldläuferdrilling – manche nennen ihn auch Schienendrilling – ist quasi eine Doppelflinte mit einem kleinkalibrigen Kugellauf in der Schiene. Er eignet sich für reine Niederwildjagden und ermöglicht es etwa, zwischendurch einen sitzenden Hasen für die eigene Küche mit der Kugel zu erlegen, bei dessen Genuss man nicht auf Schrotkörner beißt – oder auch eine schlaue Elster zu erwischen, die einen wohlweislich nicht auf Schrotschussentfernung herankommen lässt.
Einen Bockdrilling kann man sich als Bockbüchsflinte vorstellen, die zusätzlich an der Seite einen kleinen Kugellauf besitzt. Mit einer solchen Waffe hat man einen großen und einen kleinen Kugel- sowie einen Schrotschuss zur Verfügung und ist damit für Hoch-, Nieder- und auch Raubwild gerüstet. Gewissermaßen das Gegenteil des herkömmlichen Drillings ist der Doppelbüchsdrilling: Bei einer derartigen Waffe ist ein einzelner Schrotlauf unter zwei Büchsenläufen des gleichen Kaliber angeordnet. Der stolzen Besitzer einer solchen Waffe verfügt nicht nur über zwei schnelle Kugelschüsse, die bei Drückjagden auf Schalenwild nützlich sind, sondern hat darüber hinaus immer einen Schrotschuss für Meister Reineke übrig, der auf solchen Jagden ja ebenfalls nicht selten vorkommt.
Verschiedene Laufanordnungen beim Drilling: Herkömmlicher Drilling (1), Waldläufer- oder Schienendrilling (2), Bockdrilling (3), Doppelbüchsdrilling (4) und einer, der eigentlich gar kein Drilling ist, der Vierling(4)
Schließlich soll auch noch der Vierling erwähnt werden, der den klassischen Drilling mit dem Waldläufer in einer Waffe vereint: Außer dem großkalibrigen Kugellauf unter den Schrotläufen besitzt er noch einen kleinkalibrigen in der Schiene, so dass man sowohl eine kleine und eine große Kugel als auch zwei Schrotschüsse zur Verfügung hat. Der Nachteil dabei: Ein Vierling ist natürlich noch etwas schwerer als ein Drilling, dessen relativ hohes Gewicht ja einer der Hauptkritikpunkte seiner Gegner ist.
Der Kugellauf kann durchaus nicht nur unter, sondern auch über den beiden Schrotläufen liegen. Derzeit weisen die aktuellen Drillinge der Firma Blaser eine solche Laufanordnung auf. Übrigens ist diese Lösung nicht so neu, wie mancher vielleicht denken mag: bereits Riesenthals Jagdlexikon von 1916 erwähnt diese Bauweise. Im Laufe der Geschichte des Drillings entstanden noch weitere Kombinationen aus Schrot- und/oder Kugelläufen: Kugeldrillinge, Schrotdrillinge, aber auch fast schon abenteuerliche Konstruktion, wie etwa eine, bei der je ein Schrotrohr über und unter dem Kugellauf lag.
Schlosskonstruktionen
Die ersten Drillinge waren Hahndrillinge, so wie die Flinten der damaligen Zeit auch noch Schlosse mit außen liegende Hähne hatten, die direkt von denen der Vorderlader abstammten. Aus dem Hahnschloss entwickelte sich das Seitenplatten-Schloss, welches im Prinzip genau so aufgebaut ist, wobei jedoch der außen liegende Hahn durch ein innen liegendes Schlagstück ersetzt ist. Der Kugellauf wird entweder von einem der Schrotschlosse bedient, in der Regel vom rechten, oder er verfügt über ein eigenes, innen liegendes Schloss. Dafür eignet sich aufgrund der Platzverhältnisse in der Basküle eines Drillings vor allem das Blitzschloss, da seine wesentlichen Bauteile, anders als beim Kastenschloss nach Anson & Deeley, hinter dem Abzug sitzen.
Bedienelemente eines herkömmlichen Drillings
Seitenschlosse sind eine kostspielige Angelegenheit, vor allem, da die darin verbauten Bugfedern aufwändig herzustellen sind. Man findet sie daher in Drillingen der oberen Preisklasse; bei kostengünstigere Waffen hingegen werden auch die Schrotläufe von Blitzschlossen angesteuert. Es gibt auch Drillinge mit sogenannten Seitenplatten, die äußerlich wie Seitenschlossdrillinge aussehen. Diese Platten dienen aber lediglich der Optik, da sie Platz für Gravuren bieten; dahinter stecken ganz gewöhnliche Blitzschlosse. Auf den ersten Blick kann man einen Drilling mit Seitenplatten für einen Seitenschlossdrilling halten, spitze Zungen mögen daher behaupten, dass diese Bauteile einen solchen vortäuschen sollten. Vor allem beim Gebrauchtkauf kann das schon einmal zu Probleme führen: Vor einigen Jahren war von einem Fall zu hören, bei dem ein Jäger einen Seitenplattendrilling in dem Glauben erstanden hatte, dass es sich um einen Seitenschlossdrilling handele, was im Nachhinein für eine Menge Ärger sorgte.
Eine besonders edle Konstruktion ist der sehr seltene Kronendrilling in der Bauart nach Fückert. Dabei handelt es sich um einen Hahndrilling, bei dem das Schloss des Kugellaufes über ein hahnartiges Schlagstück verfügt, welches mit einem Fortsatz oben aus der Basküle herausragt. An diesem Fortsatz kann man dass Schloss mit dem Daumen in der gleichen Weise spannen wie die Schrotläufe mit ihren Hähnen, so dass sich alle drei Läufe unabhängig voneinander und ohne Öffnen der Waffe spannen und entspannen lassen. In der Draufsicht erinnern die Hähne und der Fortsatz des Schlagstücks den Betrachter an die Zacken einer Krone, was den Ausdruck Kronendrilling oder Kronengewehr erklärt.
Aufgeklappter Bockdrilling, von hinten
(Dieses Bild basiert auf dem Bild BlaserBD98.jpg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist Joachim Bäcker)
Anders als einem Hahnschloss, sieht man einem Schloss mit innen liegendem Schlagstück nicht an, ob es gespannt ist. Damit man leicht erkennen kann, welche Schlosse der Waffe gespannt sind, verfügen Drillinge über Signalstifte oder Signalwellen, an deren Stellung man dies erkennen kann. Durch die Bauart bedingt kommen bei Seitenschlossen Signalwellen zum Einsatz, bei Blitzschlossen Signalstifte.
Als Argument gegen den Drilling wird gerne angeführt, dass seine Bedienung kompliziert sei, was leicht zu Unfällen führen könne. Dies gilt aber, wenn überhaupt, eher für Drillinge, bei denen alle Schlosse gemeinsam beim Öffnen der Waffe gespannt werden. Das Problem dabei besteht vor allem darin, dass immer auch das Schloss des Kugellauf gespannt wird, auch wenn man nur mit Schrot schießen möchte. Unter Umständen kann dabei das sogenannte Doppeln auftreten, also sich der Schuss aus dem Kugellauf lösen, wenn man einen der Schrotläufe abfeuert. Dies ist in der Tat eine gefährliche Sache, denn eine für einen Schrotschuss sichere Richtung muss nicht notwendigerweise auch für einen Kugelschuss sicher sein. Doppeln ist daher eine ernste Funktionsstörung und die betroffene Waffe gehört unverzüglich in die Hände des Büchsenmachers.
Verschluss eines S 53 von Sauer & Sohn
Allerdings gibt es schon lange Drillinge mit separater Kugelspannung, bei denen man das Kugelschloss mit einem Schieber auf dem Kolbenhals spannt und dabei gleichzeitig auf Kugel umschaltet. Da dies bei einer sauber gearbeiteten Mechanik auch geräuschlos gehen sollte, braucht man die Waffe erst dann zu spannen, wenn man tatsächlich Dampf machen will. Da dies einen erheblichen Gewinn an Sicherheit darstellt, hört man dann und wann auch noch die etwas altmodische Bezeichnung „Sicherheitsdrilling“ für einen Drilling mit separater Kugelspannung. Beim Kronendrilling ergibt sich bereits aus der Konstruktion die Möglichkeit zum separaten Spannen und Entspannen des Kugellaufes, da ja alle drei Hähne unabhängig voneinander bedient werden können. Die beste Sicherung allerdings ist immer noch der geöffnete Verschluss. Daher sollte man seinen Drilling, wie jede Kipplaufwaffe, gebrochen tragen, wenn man nicht gerade unmittelbar jagt. Bei Gesellschaftsjagden ist es vorgeschrieben, aber auch im jagdlichen Alltag keineswegs ein Fehler.
Laufbündel
Die Baugruppe, die sich aus den drei Läufen eines Drillings zusammensetzt, wird als Laufbündel bezeichnet. Die einfachste Möglichkeit, die Läufe miteinander zu verbinden, besteht darin sie weich mit einander zu verlöten. Hartlöten oder gar Schweißen ist hier nicht möglich, da dabei zu große Wärmespannungen und in der Folge Verzug entstehen würde. Beim klassischen Drilling mit nur einem Kugellauf stellt sich die Frage, ob die Läufe zusammenschießen, nur in Hinsicht auf den Schuss mit dem Flintenlaufgeschoss. Man behilft sich hier aber ganz einfach, indem man ausprobiert und sich merkt, wie die Treffpunktlage des dafür verwendeten Schrotlaufes von der des Kugellaufes abweicht.
Schwieriger wird es bei Drillingen mit mehr als einem Kugellauf. Bock-, Doppelbüchs- und Kugeldrillinge machen hier die gleichen Probleme wie Doppelbüchsen und Bergstutzen. Das Ein- und das Umschießen auf andere Munition ist hier ohne Hilfe eines Fachmannes wenig ratsam.
(Weich) verlötetes Laufbündel eines herkömmlichen Drillings (mit mündungslangem Einstecklauf), von vorme gesehen
Eine weitere, für Drillinge typische Erscheinung ist das Klettern. Durch die Wärmedehnung des Kugellaufes biegt sich das Laufbündel nach der Schussabgabe ein wenig nach oben. Ein kurz darauf abgegebener zweiter Schuss sitzt darum etwas höher als der erste. In jagdlichen Situationen ist diese Abweichung des zweiten Schusses zwar praktisch vernachlässigbar; sie macht aber das Einschießen eines Drillings zu einem Geduldspiel: Man muss nach jedem Schuss erst einmal warten bis die Waffe wieder ausgekühlt ist.
Drillinge mit frei schwingenden Läufen vermeiden sowohl das Klettern als auch die Probleme mit dem Zusammenschießen von mehreren Kugelläufen. Bei dieser Bauweise werden die Läufe an ihren Mündungen von einer Brille zusammengehalten und lassen sich in ihrer Lage zueinander verstellen.
Visierung
Mit einem Drilling schießt man einerseits wie mit einer Büchse, andererseits aber auch wie mit einer Flinte. Dem muss sowohl die Schäftung, die ein Mittelding zwischen Büchsen- und Flintenschäftung darstellen sollte, Rechnung tragen, als auch die Visierung. Daher besitzt der klassische Drilling zunächst eine Laufschiene, über die man beim Schrotschuss hinwegsieht, so wie man das bei einer Flinte auch tut und natürlich auch ein Korn. Für den Kugelschuss ist in der Regel eine Kimme vorhanden, deren Blatt heruntergeklappt und in der Schiene versenkt ist, wenn die Waffe auf Schrot gestellt ist. Schaltet der Schütze auf Kugel um, stellt sich dabei das Blatt auf und es kann über Kimme und Korn geschossen werden.
Auch auf einen älteren Drilling gehört eine (einigemaßen) zeitgemäße Optik, zumindest wenn es auch auf Sauen gehen soll. Eine Suhler Einhakmontage ist fein, muss aber nicht unbedingt sein.
In den alten Tagen reichte dies den meisten Jägern aus. Heutzutage sind Zielfernrohre zum Standard geworden und auch auf seinem Drilling möchte keiner mehr darauf verzichten. Aus diesem Grund ist die Kimme heute eigentlich unnötig und es wir auch oft auf die Automatik verzichtet, die das Kimmenblatt beim Umschalten auf Kugel selbsttätig aufstellt. Da der Drilling möglichst allen jagdlichen Situationen gerecht werden soll, wird man ihn wahrscheinlich auch beim Sauansitz in der Dämmerung oder gar bei Nacht verwenden. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, ein lichtstarkes Glas zu wählen, welches mit variabler Vergrößerung ausgestattet sein sollte. Die heute auf Repetierern für den Sauansitz üblichen 56er Gläser eignen sich durchaus, machen den sowieso nicht gerade leichtgewichtigen Drilling aber noch schwerer. Ein 50er Glas ist leichter und der Verlust an Lichtstärke durchaus zu verschmerzen, mit einer variablen Vergrößerung von 2,5–10 stellt es eine gute Lösung für die meisten jagdlichen Situationen dar. Da ein Drilling von vorne herein kein ganz billiger Spaß und in der Regel eine Anschaffung fürs (Jäger-)Leben ist, fällt die Wahl in aller Regel auf ein Produkt eines der renommierten Hersteller in der oberen Preisklasse.
Auch bei der Montage wird meist nicht gespart: Zumindest auf hochwertigen Drillingen wird meist eine Suhler Einhakmontage zu finden sein. Das ist aber eher eine Geschmackssache, denn auch preisgünstigere Konstruktionen erfüllen hier ihren Zweck. Allerdings eignet sich andererseits die SEM eben auch besonders gut für Kipplaufwaffen. Sie erlaubt es auch meist, einen zweiten Vorderfuß für eine alternative Visierung anzubringen. So kann man etwa zwischen einem lichtstarken Zielfernrohr für den Ansitz und einer Drückjagdvisierung wechseln, was aber mit einer Schwenkmontage leichter und billiger zu erreichen ist.
Einsteckläufe
Der technische Fortschritt bei Einsteckläufen hat dem klassischen Drilling sozusagen den letzten Pfiff gegeben und ihn so richtig zur universell einsetzbaren Jagdwaffe gemacht. Die Geschichte des Einstecklaufs beginnt mit kurzen Röhrchen, die man mehr als Behelf ansehen muss. Sie eigneten sich gerade mal dazu, einen notdürftigen kleinkalibrigen Kugelschuss abzugeben.
Zwei unentbehrliche Begleiter beim Reviergang: Hund und Drilling
Das hat sich in den letzten Jahrzehnten gründlich geändert: Standard sind heute mündungslange Einsteckläufe, die in der Schussleistung durchaus den fest eingebauten ebenbürtig sind. Dazu kommt, dass die heutigen Modelle meist zudem noch von vorne verstellbar sind. Hat man nicht gerade zwei linke Hände, kann man einen solchen Einstecklauf ohne weiteres selbst zum großen Kugellauf justieren und braucht keinen Büchsenmacher zum Einschießen bzw. Umschießen auf andere Munition.
Das für Füchse und Hasen durchaus geeignete Kaliber .22 Hornet hat die alte .22 lfB mittlerweile verdrängt. Damit hat man einen leistungsfähigen kleinen Kugelschuss zur Verfügung, was die große Beliebtheit der Hornet als Einstecklauf-Kaliber erklärt. Mittlerweile gibt es aber auch schon Einsteckläufe in rehwild- und sogar hochwildtauglichen Kalibern. Für solche Geschütze muss aber die Basküle des Drillings robust genug sein. Der Einbau eines Einstecklaufes erfordert jedoch sowieso einen Büchsenmacherer, weil beim ersten Einsetzen Anpassungsarbeiten und darüberhinaus auch ein Beschuss notwendig sind, so dass normalerweise kein großkalibriger Einstecklauf in einer Waffe mit unzureichend stabiler Basküle eingebaut werden dürfte.
Wichtig ist es auch zu wissen, dass sich die Treffpunktlage der großen Kugel eines Drillings verändert, wenn man den Einstecklauf herausnimmt bzw. einsetzt. Das liegt daran, dass sich durch die Masse des Einstecklaufes das Schwingungsverhalten des Laufbündels ändert. Wer den Drilling ohne Einstecklauf mit einem Drückjagdvisier auf Treib- und Drückjagden führt, muss dieses daher ohne Einstecklauf einschießen. Verwendet man in beiden Fällen das gleiche Glas, muss man sich entweder merken, wo die Waffe jetzt hinschießt oder verstellen und die Klicks zählen. In beiden Fällen aber und auch dann, wenn man ohne Einstecklauf eine andere Visierung benutzt, sollt man nach dem Umrüsten die Waffe zur Probe schießen.
Kaliberfragen
Die Kaliber der einzelnen Läufe entscheiden zu einem nicht unerheblichen Teil mit über das Gewicht der gesamten Waffe und auch darüber, wie schlank oder wuchtig sie aussieht. 12er Schrotrohre und ein Kugellauf in 9,3 x 74 R lassen sicherlich bei der Schussleistung wenig Wünsche offen, aber die Ausmaße einer solchen Schießmaschine wecken schon fast ein wenig Verständnis dafür, dass manche Leute den Drilling auch als „Bauernmöbel“ bezeichnen. Vor allem aber ist der Drilling ja nicht zuletzt eine Waffe für den Reviergang. Ein solches Gerät, dessen Gewicht durch ein leistungsfähiges Zielfernrohr und oft noch durch einen Einstecklauf weiter erhöht wird, will erst einmal kilometerweit getragen sein. Es läuft daher Gefahr, bei seinem Besitzer in Ungnade zu fallen und im Waffenschrank zu verstauben. Andererseits ist aber zu bedenken, dass eine schwere Waffe nicht nur das Treffen erleichtert, sondern auch den Rückstoß mildert.
Wo drei Jäger beisammen sitzen, gibt es vier Meinungen über die richtige Patrone: Beim Drilling muss man sich auch noch nicht nur für eine, sondern gleich für zwei oder gar drei entscheiden....
Das andere Extrem wäre mit 20er Schrotläufen und einem mit 6,5 mm gerade noch hochwildtauglichem Kaliber eine typische Damenwaffe. Ein guter Schuss ist nun bekanntlich mehr wert als ein gutes Gewehr, eine gute Patrone und ein guter Hund zusammen, daher wird ein entsprechend guter Schrot- und Kugelschütze an einem solchem Gewehrchen durchaus seine Freude haben. Solange es nur auf Rehwild geht und der Schrotschuss auf den Hasen vom Hochsitz und mit Zielfernrohr erfolgt, reicht eine solche Waffe allemal aus.
Besser aber ist es, gewisse Reserven zu haben. Mittlerweile ist das Schwarzwild zur festen Größe in unseren Revieren geworden, so dass nicht mehr das Rehwild Maß aller Dinge ist. Statt dem früher sehr beliebten Kaliber 7x57R verwendet man heute eher dickere Pillen. Die 8x57JRS reicht einerseits für Schwarzwild aus und ist andererseits für Rehwild nicht zu stark, aber auch die 9,3x74R findet heute oft in Drillingen Verwendung. Bei den Schrotläufen ist Kaliber 16 ein guter Kompromiss, es lässt den Drilling nicht ganz so wuchtig erscheinen und dennoch ist die Anzahl der Schrote in der Patrone nicht gar zu knapp.
Neu- und Gebrauchtkauf
Die Auswahl des richtigen Drillings richtet sich vor allem nach den Reviergegebenheiten. Der Bockdrilling ist gewissermaßen überholt, da es heute ja Einsteckläufe gibt, die in der Schussleistung fest eingebauten Kugelläufen nicht nachstehen. Mit dem Einstecklauf im klassischen Drilling ist man aber variabel, man kann ihn ohne weiteres durch einen in einem anderen Kaliber ersetzen oder ganz fortlassen. Der einzige verbleibende Vorteil des Bockdrillings ist, dass er schlanker gebaut und damit eleganter ist als der klassische. Ein Doppelbüchsdrilling ist etwas für jemanden, der viel bei Drückjagden auf Schalenwild jagt und daher einen schnellen zweiten Kugelschuss zu schätzen weiß. Die meisten Jäger aber sind mit einem klassischen Drilling, also einem mit zwei Schrotläufen und einem Kugellauf, am besten beraten.
Jagdwaffen haben allgemein eine hohe Lebensdauer, da mit ihnen wenig geschossen wird. Im Revier hat man nicht andauernd Gelegenheit dazu und auf dem Schießstand sieht man die meisten Jäger ja bekanntlich nicht allzu oft. Daher gibt es ständig ein breites Angebot an guten, gebrauchten Jagdwaffen auf dem Markt. Auch Waffengeschäfte haben in aller Regel Gebrauchtwaffen im Angebot. Der Vorteil beim Kauf einer „Gebrauchten“ im Fachgeschäft besteht neben der Beratung darin, dass der Händler hier genauso zur Gewährleistung verpflichtet ist, wie bei einer neuen Waffe. Wer sich noch nicht zutraut, eine Waffe selbst zu beurteilen, wird diesen Weg wählen. Wer in der Lage ist, Zustand und Wert einer Waffe zu bewerten, kann auch von Privat kaufen, wobei man meist den Preis weiter herunterhandeln kann als beim Händler. Feilschen sollte man aber in beiden Fällen.
Eine der wichtigsten Fragen beim Kauf einer Waffe dreht sich um das Kaliber. Beim Neukauf kann man es, genau wie Marke und Modell der Optik, selbst bestimmen, beim Gebrauchtkauf muss man nehmen, was da ist. 8x57 JRS und 9,3x74 R sind die beliebtesten Kaliber bei neuen Drillingen und daher auch oft bei „jungen“ gebrauchten zu finden. Bei den 30er Kalibern gibt es nur eine Randpatrone, die .30 Blaser, es werden aber auch Drillinge für die randlosen Modelle .30-06 und .308 gebaut. Der Nachteil dabei ist, das die kleine Auswerferkralle für randlose Patronen einem sehr viel höheren Verschleiß unterliegt als der herkömmliche Auswerfer für Randpatronen.
Einen älteren, aber gut erhaltenen Drilling bekommt man, selbst mit guter Optik, durchaus für einen bezahlbaren Preis
Bei älteren Drillingen findet man sehr oft noch die Kaliber 7x57R und 7x65R, teilweise auch 6,5x57R. Das liegt daran, dass früher eben das Rehwild das Maß aller Dinge war. Die beiden letzteren eignen sich aufgrund ihrer gestreckten Flugbahn besonders für Feldreviere. Man kann mit allen dreien durchaus auch auf Schwarzwild schießen, vor allem da den größten Teil der Strecke ja doch Frischlinge und Überläufer ausmachen. Eher schon problematisch ist, dass ältere Drillinge oft noch mit Zielfernrohren in 6x42 ausgerüstet sind. Diese Waffen sind recht günstig zu haben und für Ansitz und Pirsch auf Rehe gut geeignet. Sie aber nachträglich mit einer „Sternwarte“ für den Sauansitz zu versehen, lohnt sich kaum. Mit etwas Geduld lassen sich nämlich auch Exemplare finden, die bereits mit einem stärkeren Glas versehen sind. Dafür legt man weniger an als für eine noch nicht umgerüstete Waffe plus neuem Glas und Montage.
Der Gebrauchtkauf empfiehlt sich vor allem dann, wenn es ein wenig an der Daumenbreite mangelt. Auch preisgünstigere Drillinge kosten soviel Geld, dass man einen Fehlkauf nicht so leicht verschmerzen kann. Für den Preis eines neuen No-Name-Drillings mit No-Name-Optik erhält man ohne weiteres auch eine gebrauchte, mit etwas Glück sogar eine annähernd neuwertige Waffe eines renommierten Herstellers mit entsprechendem Zielfernrohr. Und wenn man noch weniger Geld hat, wird man für etwa die Hälfte des Preises eines guten, neuen Drillings einen entsprechenden älteren finden. Jagdwaffen nutzen sich nicht nur wenig ab, sie veralten auch nicht so schnell. Viele Modelle sind seit Jahrzehnten auf dem Markt und wenn eine Waffe technisch in Ordnung ist, schadet es nicht, wenn man ihr ansieht, dass sie ihm Revier unterwegs war. Kleinere Schönheitsfehler dienen allenfalls als Argumente, den Preis einer ansonsten guten Waffe noch ein wenig weiter herunter zu handeln. Und wenn es auf das Prestige ankommt? Nun, wer sieht einer älteren Waffe an, ob ihr Besitzer sie nicht schon viele Jahre führt bzw. vom Vater oder Großvater übernommen hat?
Ob nun neu oder gebraucht – grundsätzlich darf man durchaus sagen, dass mit einem Drilling jeder gut bedient ist, der als Revierpächter oder Begehungsscheininhaber bei einem großzügigen Jagdherrn nach eigenem Ermessen auf unterschiedliches Wild schießen darf. Wenn der Geldbeutel es nach dem Jägerkurs noch erlaubt, ist ein Dreirohr auch als erste Jagdwaffe eine gute Wahl. Mit einem Einstecklauf ausgestattet ersetzt er, wie es so schön heißt, einen ganzen Waffenschrank. Jedenfalls für den Anfang. Was das Jägerherz dann später noch alles begehren wird, steht ja auf einem ganz anderen Blatt...