Es ist schon unglaublich, was Journalisten so alles verzapfen: "Der Hirsch erlag nach Polizeiangaben seinen Verletzungen", steht in einem SPON-Artikel über einen Wildfunfall mit einem Intercity auf der Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg. Offenbar kann man es dem Leser nicht mehr zumuten, den bei Tieren angebrachten deutschen Ausdruck "verenden" zu lesen.
Lächerlich auf den ersten Blick, bei genauem Hinsehen aber auch problematisch: Selbstverständlich haben auch Tiere Lebensrecht und Würde, aber es besteht dennoch ein Unterschied zum Menschen. Wenn man den mit übertriebener Wertschätzung des Tieres verwischt, setzt damit gleichzeitig den Menschen herab.
Sprache ist nun eben einmal immer auch Denke. Die Geringschätzung des Menschen ist auch tatsächlich bezeichnend für unsere heutige Gesellschaft und vor allen den Umgang der Öberen mit dem Volk: Fahrgäste werden zu "Beförderungsfällen", Mitarbeiter zu "Humankapital" und Stadtteile werden "beschult", was mich immer daran erinnert, dass man früher Fuchsbauten begaste. Aber ein Hirsch darf nicht verenden, er muss seinen Verletzungen erliegen.