Politikverdrossenheit ist eines der für unsere Zeit bezeichnenden Phänomena. Die auffälligste Folge dieser Politikverdrossenheit ist die geringe Wahlbeteiligung, die seit Jahren bundesweit bei Wahlen auf allen Ebenen zu beobachten ist. Das nimmt zwar nicht wunders, aber dennoch ist Nichtwählen pure Dummheit!
Das Argument "Die sind doch eh' alle gleich und machen Politik zugunsten der Geldsäcke!" ist nur allzu verständlich. Leider ist es tatsächlich so, dass in unserem Land nicht wir, das Volk, von dem laut Grundgesetz alle Macht ausgehen soll, das Sagen haben, sondern schlicht und einfach das Geld. Und daher hat sich auch 1998, als wir die Birne samt seinen "Christdemokraten" und seiner fünften Kolonne, den angeblich freien Demokraten, in die Wüste geschickt haben, überhaupt nichts geändert.
Den eigenen Willen erklären
Wenn nun jemand die Lust am Wählengehen verloren hat, kann ich ihn durchaus verstehen. Er sollte sich dabei aber bewusst sein, dass er damit auch eine Willenserklärung abgibt. Der Verzicht auf eine Stimmabgabe bedeutet nämlich nichts anderes, als das man sagt: "Mir ist das recht, was die anderen wählen."
Natürlich wird man - von den Piraten und der AfD mal abgesehen, denen man bei der Bundestagswahl eine gewissen Chance auf 5% zugestehen kann - vordergründig nichts bewegen, wenn man ein der kleinen Parteien wählt. Dennoch hat man damit eine klare Ansage gemacht, indem man erklärt hat, dass man keine von den etablierten Parteien haben will.
Den Etablierten in die Suppe spucken
Man hört immer wieder einmal die Bemerkung, dass die Regierung aufgrund der vielen Nichtwähler nicht mehr von der Mehrheit der Wahlberechtigten legitimiert sei. Das ist zwar ein Stück weit richtig, aber man kann hier leider jederzeit dagegen halten, dass unsere Regierigen die Mehrheit der abgegebenen Wählerstimmen hinter sich haben. Und genau genommen sogar die Stimmen der Nichtwähler – denn wer sich seiner Stimme enthält, der erklärt damit eben implizit, dass er mit dem zufrieden ist, was die anderen entscheiden. Wer also nicht wählen geht, hat kein Recht, sich zu beklagen, denn er hat in letzter Konsequenz ja genau diejenigen gewählt, die dran gekommen sind.
Würden die Nichtwähler nun jedoch, anstatt ihre Stimme zu verschenken, sie irgendwelchen kleinen Parteien geben, würde das de jure zwar nichts verändern, denn an der Regierungsbildung nehmen nur Parteien teil, welche die 5%-Hürde schaffen. Allerdings würde sich insofern etwas ändern, dass die Partei oder Koalition, die es geschafft hat, nun nicht mehr nur gegen die Mehrheit der Wahlberechtigten regieren, was sich ja wie gezeigt leicht weg argumentieren lässt. Vielmehr würde die Regierung jetzt tatsächlich gegen die Mehrheit der abgegeben Wählerstimmen regieren, was immerhin ein beträchtliches moralisches Gewicht hätte und was man den Regierigen jederzeit aufs Butterbrot schmieren könnte.
Einen Versuch ist es allemal wert
Spaßwählen ist also bereits allemal besser als nicht zu wählen. Ganz abgesehen davon, dass auch kleine Parteien es hin und wieder schaffen wie man an den Piraten gesehen hat – und auch an den Grünen, die ja auch einmal als kleine, neue Partei angefangen haben. Letztere allerdings zeigen auch, dass das Wählen kleiner Parteien gewisse Risiken birgt, denn wenn sie erst einmal mitmischen dürfen, werden sie ganz schnell Teil des Filzes der Etablierten. Ich selbst gehörte zu den Grünen-Wählern der ersten Stunde und blieb Ihnen im Grunde treu bis sie 2001 mit der Zustimmung zum Angriffskrieg gegen Afghanistan eines ihrer entscheidenden Ideale verrieten – und zwar ganz allein zum Zwecke des Erhaltes der Regierungsbeteiligung. Seither habe ich sie nur noch ein einziges Mal gewählt. Und zwar bei der Landtagswahl 2011, weil ich sehen wollte, wie sie sich rausreden, wenn Stuttgart 21 doch gebaut wird.
Die bessere Art „Leckt mich am Arsch!“ zu sagen
Für Spaßwähler gibt es diesmal noch ein besonderes Bonbon: Außer den „echten“ kleinen Parteien gibt es diesmal nämlich noch eine zusätzliche Möglichkeit, wählen zu gehen, ohne den Etablierten seine Stimme zu geben: Die Satire-Partei „Die Partei“. Wer sie belächelt oder den Kopf über sie schüttelt, hat nicht kapiert, was ihre Existenz bedeutet: Nämlich die Möglichkeit „Leckt mich doch am Arsch zu sagen!“, ohne das man eine Partei wählen muss, die dann vielleicht doch den Sprung zu den Etablierten schafft und sich dann wie die Grünen als Mogelpackung erweist.
So gesehen ist das Wählen der Partei „Die Partei“ die bessere Möglichkeit, nicht zu wählen. Sollte „Die Partei“ es jedoch wider Erwarten dennoch schaffen in den Bundestag einzuziehen, wäre das zumindest eine Riesengaudi und ein schallende Ohrfeige für die Etablierten, genaugenommen sogar für das ganze System der Scheindemokratie.
Also: Am nächsten Sonntag unbedingt wählen gehen – und wenn es nur zum Spaß ist!