Wenn wir im Alltag "Edelstahl" sagen, meinen wir in der Regel nicht rostendenen - genau genommen müsste man sagen "rostträgen" - Chromnickelstahl, eventuell auch Chrom-Vanadium-Stähle. Warum rostet der aber im Gegensatz zu "schwarzem" Stahl (so nennen wir Metaller den gewöhnlichen, rostenden Stahl) nicht?
Das Prinzip des "rostfreien" Stahls funktioniert genauso wie die Korrosionsbeständigkeit von Aluminium: Dieses ist an sich ein sehr unedles Metall, das bei Berührung mit Luft sofort oxidiert und sich daher an der Luft sofort mit einer Oxidschicht überzieht. Deswegen macht es ja auch mächtig Ärger beim Löten.
Im Gegensatz zu Eisenoxid, also Rost, bildet Aluminiumoxid eine kompakte, luftundurchlässige Schicht auf dem blanken Metall. Daher kann es, wenn sich die Schicht einmal gebildet hat, nicht weiter oxidieren. Wird die Schicht angekratzt, so das blankes Metall an die Luft gerät, überziehrt sich die betreffende Stelle augenblicklich wieder mit Oxid - sie heilt sich also quasi selbst. Beim so genannten Eloxieren ("elektrisch oxidieren") übrigens unterstützt man die Oxidation an der Oberfläche des Aluminiums auf elektrischem Wege, so dass eine dickere Oxidschicht entsteht, als wenn das Metall nur von selbst oxidiert
Ganz ähnlich verhält sich Chrom. Ist nun in einem legierten Stahl genügend von diesem Metall vorhanden, bildet es auf der Oberfläche eine Oxidschicht, die sich genauso verhält wie die auf dem Aluminium und den Hauptbestandteil des Stahls, das Eisen, mit schützt.
Das Attribut "edel" bei "Edelstahl" hat nun übrigens nichts mit edel im Sinne von "Edelmetall", also mit der elektrochemischen Spannungsreihe zu tun. Es bezieht sich genau genommen ja auch gar nicht auf die Rostfreiheit, sondern auf die Reinheit eines Stahls. Es gibt durchaus auch rostende Stähle, die Edelstähle im Wortsinn sind, auch wenn man im alltäglichen Sprachgebrauch mit dem Begriff "Edelstahl" eben solche meint die unter"normalen" Umständen nicht rosten.
Tatsächlich sind sowohl Chrom, als auch Nickel keine besonders edlen Metalle, sie sind beide sogar unedler als Eisen. Dass der Rostschutz beim Chromnickelstahl tatsächlich nur von der Oxid-, man nennt sis auch Passivschicht, kommt, sieht man auch daran, dass solcher Stahl unter gewissen Umständen eben doch rostet. Ein Beispiel ist der so genannte Passungsrost. Er tritt auf, wenn beispielsweise ein Edelstahlwelle in einer Bohrung sitzt. Wenn sich dabei nun die Passivschicht abreibt, kann auch der tollste Edelstahl rosten.
Umgekehrt kann man die Passivschicht bei Edelstahlteilen aber auch verbessern, ähnlich, wie man das macht, wenn man Aluminium eloxiert. Bei Edelstahl macht man das, indem man z.B. durch das so genannte Passivieren die Bildung der Passivschicht chemisch unterstützt.