Mit dem Herbst kommt auch die Pilzzeit. Wenn die echten Kenner auch das ganze Jahr Pilze finden, so geht es doch so richtig erst im August los und zieht sich bis weit in den Spätherbst hinein.
Leider hat man bei den Pilzen heute in meinem Gäu nicht mehr so viel Glück, wie man den Berichten älterer Pilzfreunde zufolge früher hatte. Alte Hasen aus der Zunft der hiesigen Pilzjäger führen das oft weniger auf irgendwelche Umweltveränderungen zurück, sondern ganz einfach darauf, dass heute bei uns mehr Leute Pilze sammeln als früher. Sie denken dabei vor allem an die Russlanddeutschen, die offenbar gerne in die Pilze gehen. Schwaben tun das nämlich komischerweise eher selten; als Pilzfreund kann es einem auch passieren, dass man bei uns gefragt wird "Sag amol, bisch du a Flechtling, dass d' en d'Pilz gaschd?" (Sag mal, bist du ein Flüchtling, dass du in die Pilze gehst?). Gemeint sind damit natürlich die Heimatvertriebenen, die in den Jahren nach dem Krieg hierzulande in die Pilze gingen, weil sie es schon zuhause getan hatten.
Schön, aber nicht essbar: Neben dem tödlich giftigen Amanitin (das auch im Knollenblätterpilz ist) enthält der Fliegenpilz das haluzinogene Muskarin. Update 21.09.10: Wie ich gerade herausgefunden habe, ist das Rauschgift im Fliegenpilz nicht Muscarin, sondern Muscimol, das im menschlichen Organismus aus der enthaltenen Ibotensäure entsteht. Die anderen Gifte sind nicht genau erforscht, aber schädigen mit Sicherheit die Leber. Der Name rührt daher möglicherweise gar nicht davon her, dass man damit Fliegen vergiftete, sondern davon, dass er Träume vom Fliegen verursachen kann (zum Beispiel den Ritt auf dem Besen zum Blocksberg, wenn Hexen ihn als Bestandteil ihrer Hexensalben verwendeten).
Pilze sammeln ist etwas tolles, aber nicht ungefährlich. Wer sich nicht wirklich gut auskennt, sollte daher nicht alleine gehen bzw. nur die Pilze nehmen, die er wirklich ganz genau kennt. Dazu gehört auch, dass man die leider sehr oft vorhandenen giftigen "Doppelgänger" der jeweiligen Speisepilze kennt und sicher unterscheiden kann.
Wer nur gelegentlich Pilze sammelt, wird die Kenntnisse leider kaum erlangen, die man benötigt, um ganz auf eigene Faust auf Pilzjagd zu gehen. Das bedeutet aber nicht, dass er ganz auf diesen Spaß verzichten muss: Es gibt, leider zwar offenbar in letzter Zeit zumindest bei uns nicht mehr so häufig, geführte Pilzexkursionen. Zum Beispiel bieten Volkshochschulen öfter so etwas an.
Hierbei besteht in aller Regel die Möglichkeit, seine Beute vom Leiter der Exkurison durchsehen zu lassen. Damit ist auch der pilzkundlich wenig Beschlagene so gut wie möglich auf der sicheren Seite. Außerdem lernt man dabei auch etwas. Das ist auch für diejenigen wertvoll, die ernsthaft in die Pilzkunde einsteigen wollen: Lehrmeister sind hier nämlich sehr rar, weil Pilzexperten meist eher ungern "Lehrlinge" mit nehmen. Und zwar ganz einfach deswegen, weil sie dabei ja ihre in den allermeisten Fällen eifersüchtig gehüteten "Jagdgründe" verraten müssten.
Noch weiter will ich mich für diesmal hier nicht über das Thema verbreiten, denn ich habe ja bereits letztes Jahr hier einiges darüber geschrieben. Das Schöne an einem Blog ist ja, dass die Artikel stehen bleiben und man sie jederzeit wieder nachlesen kann. Und das Thema Pilze ist ja eines, bei dem die meisten Fakten nicht oder nicht so schnell veralten, so dass, was ich letztes Jahr unter dem Titel "Leckeres aus dem Herbstwald" darüber geschrieben habe, natürlich auch heute noch seine Gültigkeit hat.