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  • : Blog von Volker Wollny
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  • Publizist und Freier Dozent, von Hause aus Ingenieur sowie gelernter Mechaniker und gelernter Maurer, Querdenker, Naturfreund und -nutzer, technisch interessiert aber auch technikkritisch, glaube nicht alles was mir erzählt wird.
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Andreas Quiring  

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Biohof-Gemeinschaft Baum des Lebens

23. Mai 2009 6 23 /05 /Mai /2009 15:03

Im fünften und letzten Teil meiner Artikelserie über Jagdwaffen geht es um ein zuweilen recht kostspieliges Thema: Visiereinrichtungen. Wie bei der Frage des "richtigen" Kalibers kann es hier unter Jägern heiße Diskussionen geben, zumindest um die Frage, welche Zielfernrohr-Marke die bessere sei - Swarowski oder Zeiss - worüber es ja auch einen bekannten Witz gibt.

Die anderen Artikel aus dieser Reihe gibt es übrigens hier:

Jagdwaffen I
Jagdwaffen II
Jagdwaffen  III
Jagdwaffen IV

Visiereinrichtungen

 Mit einer Waffe zu schießen ist eine Sache, damit auch ein Ziel zu treffen, eine andere. Um zu treffen, muss man die Waffe auf das Ziel richten. Dabei hilft die Visierung. Im Prinzip sorgt die Visierung dafür, dass der Schütze seinen Blick entlang der Schusslinie auf das Ziel und so auch die Flugbahn des Geschosses auf dieses richten kann.
 Visierungen sind also optische Hilfsmittel um den Lauf der Waffe auf das Ziel zu richten. Wie aber wird dies nun in der Praxis bewerkstelligt?

Drei Punkte lassen sich auf eine Gerade legen indem man sie optisch zur Deckung bringt

 Visieren im weitesten Sinne bedeutet, dass man eine Gerade durch drei Punkte legt indem man sie optisch zur Deckung bringt. Ein Vermesser z.B. verlängert eine Linie, in dem er auf ihr zwei Punkte mit Fluchtstäben markiert und dann seinen Gehilfen mit dem dritten einweist.

Dreidimensionales Visieren

 Beim Vermessen wird der dritte Punkt bewegt, um alle drei Punkte auf eine Linie zu bringen. Diese Lösung bringt beim Schießen nicht viel, denn das Wild wird sich vom Jäger wohl kaum dazu überreden lassen, eine geeignete Position in der verlängerten Laufachse seines Gewehres einzunehmen.

 Allerdings ist das nicht weiter schlimm, denn das Verfahren funktioniert auch umgekehrt: Wenn der dritte Punkt vorgegeben ist bewegt man die beiden anderen, also die bekannte Linie, um alle drei in optische Deckung und damit auf eine Gerade zu bringen.

 Beim Zielen bewegt man den Gewehrlauf und damit zwei Punkte, welche die Richtung der Schusslinie markieren und genau zu diesem Zweck auf der Waffe angebracht sind. Um dem Beispiel mit den Fluchtstäben zu folgen, könnte man nun beispielsweise auf dem Lauf der Waffe zwei Stifte anbringen, die man miteinander und mit dem Ziel optisch zur Deckung bringt. Damit hätte man aber erst das halbe Problem gelöst: Der Vermesser mit seinen drei Fluchtstäben arbeitet auf der Erdoberfläche und durch diese ist die Höhenlage der Punkte, die er mit seinen Stäben markiert bereits vorgegeben. Er muss sich bei dem Geschäft mit den Flucht stäben also nur um den Richtungswinkel kümmern, der Höhenwinkel ist ihm zunächst einmal egal.

 Dem Jäger ist dieser Höhenwinkel allerdings nicht egal. Es nützt ja schließlich noch gar nichts, wenn die Kugel zwar in die richtige Richtung abgefeuert wird, dann jedoch das Ziel über- oder unterfliegt.

 

Auch beim Zielen mit einer Waffe bringt man drei Punkte optisch zur Deckung und damit auf eine Gerade

 

 Deswegen muss das Ausrichten des Laufes beim Zielen nicht nur das Einstellen des Richtungswinkels umfassen, sondern auch das des Höhenwinkels. Die Markierungen der Visierung auf der Waffe müssen also derart beschaffen sein, dass man sie nicht nur in der Waagerechten, sondern auch in der Senkrechten zur Deckung bringen kann.

Kimme und Korn

 Die eine Möglichkeit, wie man diese Aufgabe lösen kann, besteht darin, dass man die Waffe mit einer Kimme und einem Korn versieht. Die Kimme ist im wesentlichen eine Aussparung, und das Korn eine kleine Kontur, die man in dieser Aussparung sehen sollte wenn man ein Ziel anvisiert.

 Steht das Korn für das Auge des Schützen einerseits in der Mitte der Kimme und andererseits vor dem Ziel, stimmt schon einmal der Richtungswinkel. Sind beide oben bündig, befinden sich ihre Oberkanten also auf der gleichen Höhe, dann stimmt auch der Höhenwinkel und man kann schießen. Kimme und Korn können in der Praxis unterschiedlich ausgeführt sein. Die Kimme kann eine rechteckige, V-förmige, oder halbrunde Aussparung sein, das Korn z.B. ein rechteckiger Kloben (sogenanntes Balkenkorn), eine kleine Spitze oder eine Kugel (Perlkorn).

 Am Prinzip ändert das aber nichts: Das Korn muss in der Mitte der Kimme zu sehen sein und beide müssen oben bündig abschließen. Dann trifft man - sofern die Waffe richtig schießt und man sie nicht beim Abdrücken verreißt.

Diopter

 Die andere technische Möglichkeit, den Waffenlauf mit Hilfe zweier Punkte auszurichten, ist der Diopter. Er besteht aus einer Lochblende anstelle der Kimme und einem kleinen Ring anstelle des Korns. Schaut man durch den Diopter, dann sieht man den kleinen Ring durch die Lochblende. Schaut man so durch den Diopter, dass man die Kreise konzentrisch sieht und richtet man die Waffe so aus, dass sich das Ziel im gemeinsamen Mittelpunkt der beiden konzentrischen Kreise befindet, dann trifft man das Ziel wenn man abdrückt.

Parallalen, Parabeln und Probleme

 Soweit nun die Theorie, in der Praxis wird es etwas problematischer: Zum einen fällt die Visierlinienicht mit der Laufachse zusammen, da man ja beim Zielen nicht durch den Lauf sieht. Die Visierung ist oben auf dem Lauf befestigt und daher liegt die Visierlinie ein klein wenig über der Linie, entlang derer die Kugel aus dem Lauf geflogen kommt. Man visiert also au einer Parallelen zur Geschossflugbahn.

Das Problem beim Zielen besteht darin, dass die Visierlinie zwar eine Gerade ist, die Geschossbahn aber eine Wurfparabel darstellt.

 

 Das wäre nun nicht so schlimm, denn wenn die Flugbahn des Geschosses eine Gerade wäre, dann hätte man mit ihr und der Visierlinie zwei Parallele, deren Abstand kaum 20 mm betrüge und sich definitionsgemäß bis ins Unendliche nicht ändern würde. Man würde also lediglich unabhängig von der Schussdistanz ein klein wenig tiefer treffen als man gezielt hat, und zwar genauso viel wie die Visierlinie über der Laufachse liegt. Damit könnte man leben.

 Das zweite, wesentlich schwerwiegendere Problem ist, dass die Flugbahn des Geschosses eben keine Gerade ist, sonder eine Parabel, genauer gesagt eine Wurfparabel. Das Schießen mit einer Waffe ist nämlich physikalisch gesehen nichts anderes als ein waagerechter bzw. schräger Wurf. Während die Kugel nach dem Beharrungsgesetz die lineare Bewegung weiter ausführt, die ihr von der Waffe mitgegeben wurde, fällt sie unabhängig davon nach dem Gravitationsgesetz gleichzeitig nach unten. Beide Bewegungen überlagern sich.

 Da die Bewegung nach unten immer schneller wird, hat die tatsächliche Flugbahn des Geschosses die Form einer Parabel, das heißt, sie zeigt immer steiler nach unten je weiter das Geschoss schon geflogen ist. Würde man nun tatsächlich parallel zur Laufachse visieren, würde man das Ziel unterschießen. Aus diesem Grunde ist die Visierung so ausgerichtet, dass die Laufachse ein klein wenig nach oben weist, wenn die Visierlinie waagerecht liegt. Die Geschossflugbahn steigt also zunächst an und schneidet kurz vor der Mündung die Visierlinie zum ersten Mal. Irgendwann fängt die Flugbahn dann an zu fallen und schneidet die Visierlinie zum zweiten Mal.

Die Klappvisiere an alten Karabinern (Hier das von einem sowjetischen Mosin-Nagant) sollten das Schießen auf verschiedene, große Entfernungen ermöglichen

 Eine Waffe trifft also nur auf zwei Etnfernungen wirklich genau - der Fachmann sagt dazu, sie "schießt Fleck" - nämlich auf die beiden Entfernungen, bei denen die Geschossflugbahn die Visierlinie schneidet. Vor dem ersten und hinter dem zweiten Schnittpunkt schießt sie zu tief, dazwischen zu hoch. Im Grunde müsste man also die Entfernung zum Ziel kennen, damit man die Visierung entsprechend einstellen kann. Und zwar wird das umso wichtiger, je weiter man schießt, denn je weiter die Kugel auf der Parabel geflogen ist, um so steiler zeigt diese nach unten.

Klappvisiere

 Tatsächlich gibt es an Militärkarabinern sogenannte Klappvisiere. Die Kimme ist hierbei an einer Art Klappe befestigt. Unter dieser Klappe befindet sich ein Schieber, der diese immer mehr anhebt, je weiter man ihn nach vorne schiebt. Wenn die Kimme nach oben geht, muss der Schütze den Lauf vorne auch anheben um Kimme und Korn wieder zur Deckung zu bringen und sorgt so für die passende "Rohrüberhöhung" zur eingestellten Entfernung. Der Schieber wird nach einer Skala auf der Visierung eingestellt, welche die Entfernung zum Ziel in Metern angibt.

 Bei großen Entfernungen benötigt man tatsächlich auch eine solche "Rohrüberhöhung". Das Klappvisier am Karabiner stammt aus einer Zeit, als noch das Dogma vom Karabiner als dem "langen Arm der Infanterie" bestand. Die Verstellmöglichkeit solcher Klappvisiere reicht typischerweise bis 1000 m. Tatsächlich hat eine Karabinerkugel auf diese Entfernung noch eine erhebliche Durchschlagskraft. Ob man damit aber noch trifft, ist eine andere Frage: Wie jeder Schütze, der Disziplinen betreibt, bei denen auf 300 m Distanz geschossen wird, bestätigen kann, ist es bereits nicht einfach auf diese Entfernung noch zu treffen, nicht zuletzt deswegen, weil hier schon der Wind eine Rolle spielt.

 Sieht man einmal von der Gamsjagd im Hochgebirge ab, liegen die Entfernungen, auf die man bei der Jagd schießen hat, in aller Regel erheblich unter 300 m. Man kann daher auf eine verstellbare Visierung verzichten und behilft sich anders.

Die Günstigste Einschieß-Entfernung (GEE)

 In der Praxis ist es nämlich so: Bei den bei der Jagd verwendeten Kalibern macht sich die Parabelform der Geschossbahn auf die üblichen Schussentfernungen noch nicht so furchtbar bemerkbar. Außerdem kann man einen minimalen Hochschuss jederzeit tolerieren. Man schießt daher Büchsen auf die sogenannte Günstigste Einschieß-Entfernung (GEE) ein. Diese Entfernung variiert von Patrone zu Patrone und wird in den zugehörigen Datenblättern angegeben.

Ein preisgünstiges Zielfernrohr auf einer Kleinkaliber-Selbstladebüchse. Die einfache Montage,die man hier sieht, tut es für Luftdruck- und Kleinkaliberwaffen allemal: Die Montageringe sitzen mit passenden Aussparungen auf der 11-mm-Prismenschiene, die bei derartigen Waffen oben meist angefräst ist.

 Wenn man eine Waffe nun so einschießt, dass sie auf die GEE der verwendeten Patrone Fleck schießt, dann bedeutet das, dass der zweite Schnittpunkt der Geschossbahn mit der Visierlinie genau an dieser Stelle liegt. Die GEE ist jeweils so bemessen, dass der höchste Punkt der Geschossbahn 4 cm über der Visierlinie liegt. Typischerweise liegt die GEE bei den gängigen Patronen, die für die Jagd verwendet werden, zwischen 180 und 200 m.

 Mit anderen Worten: Wenn man ein Waffe auf die GEE Fleck einschießt, hat man von Null bis zur GEE, also bis in die Gegend von 200 m nirgends mehr als 4 cm Hochschuss. Damit kann man auf der Jagd sehr gut leben, denn in der Praxis bedeutet das, dass man sowohl an der Kirrung im Wald auf 30 oder 40 m als auch auf ein Feldreh in 150 oder noch etwas mehr Metern Entfernung schießen kann, ohne den Haltepunkt beim Zielen zu verändern.

 Nun gibt es nur noch das kleine Problem, dass man wohl kaum einen Schießstand finden kann, bei dem man die Scheibe auf eine Entfernung von z.B. genau 184 Meter einstellen kann, weil das eben die GEE der Patrone ist, auf die man seine Waffe einschießen möchte. Aber auch dieses Problem löst das Datenblatt der Patrone: Die typische Schießbahn ist 100 m lang und es wird angegeben, wieviel Hochschuss eine Waffe auf diese Entfernung haben muss, damit sie auf die GEE Fleck schießt.

Schnelles Zielen

 Ganz anders klappt das Zielen mit der Flinte: Genau genommen kann man hier gar nicht von Zielen im eigentlichen Wortsinne sprechen. Beim Flintenschuss geht es nicht so genau und nicht auf große Distanzen, sondern nur bis zu 35, allerhöchstens 50 m, aber dafür meist schnell. Daher gibt es bei der Flinte normalerweise keine Kimme sondern nur ein Korn. Dieses markiert die Mitte der Laufschiene, welche oben auf dem Lauf(bündel) sitzt. Man sieht über sie hinweg auf das Ziel.

 Dabei ist die Lage des Auges zur Waffe wichtig: Sie muss immer gleich sein. Daher ist beim Flintenschießen der Anschlag das A und O, wenn der stimmt braucht man das Ziel quasi nur über die Flinte hinweg anzusehen um es zu treffen. Für den Anschlag wiederum ist es entscheidend, dass der Schaft dem Schützen passt. Man sagt auch: "Die Läufe schießen, der Schaft trifft." Das Prinzip des Flintenschießens lässt sich in gewissem Maße auch auf den Schuss mit der Kugel auf bewegt Ziele übertragen: Es gibt sogenannte Drückjagdschienen, die man zum Schießen nach bewegten Zielen auf die für Bewegungsjagden verwendeten Waffen montieren kann und an denen man entlang sieht wie an der Laufschiene einer Flinte.

Grenzen der offenen Visierung

 Mit der offenen Visierung, also mit Kimme und Korn oder einem Diopter zu schießen geht im Prinzip recht gut, früher hatte man nichts anderes und noch vor einigen Jahrzehnten gab es allerhand Jäger, die nur so schossen. Die offene Visierung hat aber ihre Nachteile, was vor allem für Kimme und Korn gilt: Erstens gibt es typische Zielfehler, die durch optische Täuschungen bei den unterschiedlichen Richtungen entstehen können unter denen das Licht einfallen kann.

Hierfür muss (waid)man(n) schon um einiges tiefer in die Tasche greifen: Ein großes, variables Zielfernrohr, mit einer sogenannten Suhler Einhak-Montage montiert. Die Suhler Einhakmontage ist die aufwändigste Zielfernrohrmontage, das liegt daran, dass dabei eine ganze Menge Passflächen genau zueinander bearbeitet werden müssen. Deswegen ist der Preis auch so, dass jeder amerikanische Jäger dankend ablehnen würde, wenn er den Preis hört. Dem deutschen Waidmann jedoch ist sie lieb und teuer - letzteres im wahrsten Sinne des Wortes...

 

 Zweitens ist in der Dämmerung - und vor allem da jagt man ja heutzutage - schon recht bald Schluss mit dem Zielenkönnen. Und drittens schließlich werden halt leider auch wahre Adleraugen nördlich der Vierzig irgendwann schlechter und man schafft es dann nicht mehr, Kimme, Korn und Ziel gleichzeitig scharf zu sehen.

Zielfernrohre

 Hier schafft nun ein Zielfernrohr Abhilfe. Es nimmt dem Schützen schon einmal den ersten Teil der Arbeit beim Zielen ab, da er nicht mehr drei, sondern nur noch zwei Punkte zur Deckung bringen muss: Das Ziel und das sogenannte Absehen, das ist die Zielmarkierung, die man sieht, wenn man in ein Zielfernrohr guckt und die im Volksmunde auch "Fadenkreuz" genannt wird.

 Der zweite Vorteil besteht darin, dass man mit dem Zielfernrohr in der Dämmerung besser sieht, man hat länger das, was der Jäger als Büchsenlicht bezeichnet - ausreichend Licht zum Zielen. Das kommt daher, weil das Zielfernrohr vorne ein großes Objektiv hat, durch das viel Licht hereinkommen kann, wesentlich mehr als durch die Pupille des unbewaffneten Zielauges.

 Die Vergrößerung des Zielfernrohres bündelt das Licht vom Objektiv dann so zusammen, dass es durch die Pupille passt. Deswegen sieht man mit einem (Ziel-)Fernrohr bei starker Dämemrung auch noch etwas, wenn man mit dem bloßen Auge nichts mehr sieht.

 Der dritte Punkt schließlich, der dass man das Ziel größer sieht, ist eigentlich schon fast mehr ein Nebeneffekt: Das Ziel ist ja nicht wirklich näher und man muss die Waffe genauso ruhig auf den Zielpunkt halten wie ohne Zielfernrohr. Trotzdem ist aber auch die Vergrößerung hilfreich beim Schießen, man muss nur immer daran denken, dass das Ziel ja nicht wirklich näher ist als ohne Glas.

Licht ins Dunkel bringen

 Den Vorteil eines Ziehlfernrohres bei schlechten Lichtverhältnissen versucht man noch zu erhöhen, indem man Leuchtabsehen und beleuchtete Absehen einsetzt. Diese beiden Techniken sollen das Problem beheben, dass dadurch entsteht, dass man bei schlechtem Licht zwar oft noch die Umrisse des Wildkörpers gut im Glas erkennen kann, jedoch nicht mehr das Absehen vor dem Hintergrund dieses dunklen Wildkörpers. Dies ist besonders beim nächtlichen Ansitz auf Sauen ein Problem. Ein beleuchtetes Absehen wird von einer kleinen Lichtquelle angestrahlt, ein Leuchtabsehen besteht aus einer kleinen Lichtmarkierung am Zielpunkt des Absehens. Sie entsteht dadurch, dass das Licht einer Leuchtdiode an die entsprechende Stelle gespiegelt wird. Beide Einrichtungen lassen sich zu- und abschalten und Zielfernrohre mit Leuchtabsehen besitzen auch ein ganz normales Absehen, so dass sie auch als ganz gewöhnliche Zielfernrohre einsetzbar sind.

 Das Zielfernrohr erlaubt dadurch, dass man damit nur noch einen Punkt auf das Ziel richten muss, ein schnelles Auffassen des Zieles. Das macht sie ihm Prinzip auch für den Schuss auf ein bewegtes Ziel vorteilhaft, wie er bei Drückjagden erforderlich ist. Hierbei kommt aber ein Nachteil besonders zum Tragen, der mit der Vergrößerung einher geht: In dem Maße, in der die Vergrößerung erhöht wird, engt sich auch das Gesichtsfeld ein.

 Dieser Effekt mildert sich bei variablen Gläsern, da man hier die Vergrößerung herunterstellen und damit das Gesichtsfeld vergrößern kann. Bewegungsschüsse mit der Kugel sollte man sowieso nur auf Flintenschussentfernung oder wenig darüber abgeben und so ist eine Vergrößerung nicht erforderlich. Es gibt sogenannte Drückjagdgläser, variable Gläser bei denen die kleinste Vergrößerung nur 1,25 oder 1,5 mal beträgt und dadurch das Gesichtsfeld entsprechend groß ist.

Ein Leuchtpunktvisier auf einer Drückjagdwaffe. Es ist mit einer Weaver-Schiene montiert, was im Prinzip die stabilere, auch für großkalibrige Waffen geeignete Version der Montage auf der Prismenschiene von KK- und Luftdruckwaffen ist. Die Montageringe und die Schiene sind relativ preisgünstig und der Arbeitswaufwand bei der Montage beschränkt sich auf das Herstellen der Gewindelöcher. Der Nachteil: Eine so montierte Zielhilfe lässt sich nicht wie eine mit Suhler Einhak- oder ähnlichen Montagen schnell abnehmen und wieder aufsetzen ohne dass sich die Treffpunktlage der Waffe ändert.

 Dafür ist bei diesen Gläsern die größte Vergrößerung nur etwa Faktor 4 und der Objektivdurchmesser recht klein. Sie eignen sich daher außer für den Bewegungsschuss noch für den bei (Ansitz-)Drückjagden auch mal vorkommenden, weiteren Schuss auf stehendes oder langsam ziehendes Wild und eventuell noch für den Reh-Ansitz am Abend oder am Morgen, wenn das Wild schon bzw. noch bei recht gutem Licht kommt. Für den Nachtansitz oder den bei starker Dämmerung auf Schwarzwild oder Fuchs sind sie nicht geeignet und auch nicht gedacht.

 Eine andere Möglichkeit sind Leuchtpunktvisiere für Drückjagden. Das sind im Prinzip Zielfernrohre ohne Vergrößerung, die kein herkömmliches Absehen besitzen, sondern nur einen leuchtenden Punkt, der das Ziel markiert. Man kann mit ihnen schnell Ziele auffassen und das auch sehr gut ohne dabei ein Auge zuzukneifen und auch der Augenabstand zum Okular ist, anders als bei Zielfernrohren, variabel.

So sieht ein Weaver-Schiene aus. Diese hier wurde auf ein Passstück montiert, mit dessen Hilfe man sie in die Aufnahme für das Klappvisier an einem Mosin Nagant einsetzen kann

 Letzteres hat zwar für das Schießen weniger Bedeutung, da beim Bewegungsschießen der Anschlag wie beim Flintenschießen immer gleich ein sollte. Es erleichtert aber die Montage, da man ein solches Drückjagdvisier, wie im Bild zu sehen, weiter vorne montieren kann als ein Zielfernrohr, wo man eigentlich immer eine Befestigungsmöglichkeit für eine Weaver-Schiene findet.

Montagen

Stichwort Montage: Schließlich und endlich muss eine Zieloptik auch auf der Waffe befestigt werden. Unter "Montage" versteht man im Fachchinesisch der Büchsenmacher, Jäger und Schützen sowohl den Vorgang des Anbauens als auch die Konstruktion mit der eine Zieloptik an einer Waffe befestigt wird. Hier gibt es eine Menge unterschiedlicher Systeme, die sich zu allererst einmal in Festmontagen und abnehmbare einteilen lassen. Bei den Festmontagen kann man die Optik ohne Werkzeug nicht abnehmen und in der Regel muss die Waffe nach deren erneutem Anbau wieder eingeschossen werden.

 Mit einer sehr einfachen Festmontage montiert man Zielfernrohre auf Luftdruck- und KK-Waffen: Diese Waffen haben auf der Oberseite des Systems in der Regel eine angefräste Prismenführung ("Schwalbenschwanz") und es gibt Montageringe, die unten jeweils eine dazu passende Aussparung besitzen. Mit diesen Ringen kann praktisch jeder ohne irgendwelche zerspanenden oder Lötarbeiten auf ganz einfache Art und Weise solch eine kleine Waffe "in Heimarbeit" mit einer Zieloptik versehen, in dem er sie einfach aufschraubt.

Swarovski 8x56 mit EAW-Schwenkmontage an einer Büchse im Mauser System 98: Hier ist auch zu erkennen, dass der Kammerstengel nach unten abgebogen wird, damit ihm beim Öffnen des Verschlusses nicht das Zielfernrohr im Weg ist.

 Der Nachteil dieses Systems ist, dass die ganze Montage in Längsrichtung lediglich durch Kraftschluss fixiert wird, nämlich durch die Klemmkraft und die daraus resultierenden Reibung der Aussparungen auf der Prismenführung. Bei dem geringen Rückstoß von KK-Waffen ist dies weniger problematisch. Bei Luftdruckwaffen jedoch erzeugt der Kolben einen ordentlichen Schlag beim Schießen, was dazuführt, dass die Montage sich mit der Zeit in Längsrichtung verschiebt.

 Abhilfe hat hier der Waffenhersteller Weihrauch geschaffen: Bei den Luftgewehren dieser Firma befindet sich im hinteren Bereich der Prismenführung eine Bohrung für einen Passstift mit dem der hintere Ring der Ringmontage formschlüssig mit der Waffe verbunden wird. Im Handel sind die dazu passenden Ringmontagen System Weihrauch erhältlich, bei denen ein solcher Passstift im Lieferumfang enthalten ist und der eine Ring eine entsprechende Bohrung im Fuß aufweist. Will man ein solche Montage auf eine Waffe eines anderen Herstellers montieren, lässt man einfach den Passstift fort,

Weaver- und Picatinny-Schienen

 Eine weitere Art der Festmontage ist die mit Weaver- oder Picatinny-Schienen. Hier wird eine Schiene auf die Waffe geschraubt, auf welcher dann das Zielfernrohr mit entsprechenden Elementen befestigt wird. Diese Schienen besitzen Aussparungen, in denen sich die Montageelemente in Längsrichtung abstützen können, so dass dieses System auch bei großkalibrigen Waffen schussfest ist. Es gibt auch abnehmbare Montagen auf der Basis von Weaver und Picatinny-Schienen, jedoch sind diese bei uns nicht sehr verbreitet.

 Außer den Zielfernrohren für Montageringe gibt es auch solche, an denen sich unten eine Schiene befindet, an welcher die Befestigungselemente der Montage angebracht werden können. Diese Konstruktion findet man oft bei größeren Zielfernrohren. An den Möglichkeiten für die Montage ändert sich im Prinzip dadurch nicht viel, nur dass man eben statt der Ringe Befestigungselemente für die Prismenschiene benötigt.

 Festmontagen sind einfach, schussfest und kostengünstig. Sie werden daher gerne von Sportschützen verwendet. Im Jagdbetrieb kann es sich jedoch immer einmal wieder ergeben, dass der Schuss über die offene Visierung dem Zielen mit dem Glas vorzuziehen ist. Für solche Fälle benötigt man eine abnehmbare Zielfernrohrmontage. Die Anforderung an so ein Montage bestehen darin, dass man das Glas ohne Werkzeug schnell abnehmen können muss und sich die Treffpunktlage der Waffe auch nach wiederholtem Abnehmen und Wiederaufsetzen des Glases nicht ändern darf.

Diese Frankonia-Austauschsicherung für 98er Systeme löst das Problem mit dem Original-Sicherungsflügel, dem das Objektiv des Zielfernrohres im Weg ist

Abnehmbare Montagen

 Hierfür gibt es verschiedene Konstruktionen, die sich vor allem in Einhak- und Schwenkmontagen einteilen lassen. Die edelste - und teuerste - Einhakmontage ist die Suhler Einhak-Montage, kurz als SEM bezeichnet. Sie ist so kostspielig, weil es ein hoher Aufwand ist, die vielen Passflächen dieser Konstruktion zu bearbeiten. Nicht jeder Büchsenmacher kann heute mehr so eine Montage reparieren oder gar komplett anfertigen.

 Bei der SEM hakt man zuerst die Vorderfüße in die dafür vorgesehene vordere Aufnahme und drückt dann die Hinterfüße in ihre Rasten. Zum Abnehmen kann man die Hinterfüße durch Zurückziehen eines Schiebers entriegeln, das Glas hochklappen und die Vorderfüße aushaken.

 Einhakmontagen waren ursprünglich für Kipplaufwaffen gedacht. Bei Repetierwaffen kommen heute sehr oft Schwenkmontagen zum Einsatz, von denen wohl die EAW("Ernst-Apel-Werk")-Schwenkmontage die bekannteste ist. Sie ist wesentlich günstiger als eine SEM und erlaubt ebenfalls das problemlose Abnehmen und Wiederaufsetzen des Glases.

 Bei der EAW-Schwenkmontage ist der Vorderfuß ähnlich wie ein Bajonettverschluss ausgeführt. Er wird in seine Aufnahme eingesetzt und die Montage um ihn als Drehpunkt eingeschwenkt, so dass der Hinterfuß in seine Aufnahme einrastet. Der Vorderfuß verriegelt sich dabei durch die Drehung. Zum Abnehmen kann man die Montage am Hinterfuß entriegeln, das Glas ausschwenken und dann den Vorderfuß aus seiner Aufnahme herausnehmen.

 Bei der Montage eines Zielfernrohres auf einen zu einer Jagdwaffe umgebauten Karabiner 98 ergeben sich gewisse Probleme mit den Bedienungselementen. Zum einen ist der Kammerstengel im Weg, da er beim Öffnen der Waffe senkrecht nach oben steht und zwar genau dort, wo das Zielfernrohr hin soll. Daher winkelt man beim Umbau dieser Waffen zu Jagdwaffen den Kammerstengel so ab, dass er bei geöffnetem Verschluss waagerecht zur Seite zeigt. Das zweite Problem ist der Sicherungsflügel hinten am Verschluss, der in senkrechter Stellung dem Objektiv im Wege ist. Mann muss das Zielfernrohr entweder sehr hoch montieren oder den Sicherungsflügel kürzen. Eine Alternative hierzu stellt die Frankonia-Sicherung für den 98 dar, bei welcher der Sicherungsflügel um eine senkrechte, nicht mehr um ein waagrechte Achse geschwenkt wird.

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