Jetzt im Februar ist für die meisten Menschen der biologische Tiefpunkt des Jahre erreicht. Die Energiereserven vom Sommer sind aufgebraucht, aber der Frühling mit mehr Sonne, Vitaminen und mehr frischer Luft lässt noch auf sich warten. Ganz ähnlich geht es den Tieren draußen, auch für sie beginnt jetzt die härteste Zeit des Jahres.
Das Idyll trügt: Auch für das Schwarzwild ist das zeitige Frühjahr eine besonders harte Zeit
Die Pflanzenfresser unter unseren Wildtieren müssen in aller Regel den ganzen Winter über in der einen oder anderen Weise vom reichen Angebot des Sommers und des Herbstes zehren. Zum Teil legen sie, wie das Eichhörnchen etwa, Vorräte an, andere, wie etwa Reh- und Rotwild, speichern den Nahrungsüberschuss der warmen Jahrerszeit in Form von Fettvorräten am eigenen Körper. Diese Reserven - das Feist, wie es der Jäger bei Reh- und Rotwild nennt - sind aber jetzt schon fast aufgezehrt.
Ergänzt werden die angefressenen Reserven durch die spärliche Äsung, die sich auch im Winter finden lässt. Sie wird aber gegen Ende des Winteres auch immer knapper, da um diese Jahreszeit ja nichts nachwächst. Dazu kommt, dass der Winter oftmals jetzt erst so richtig einsetzt oder schon länger eingesetzt hat und nicht enden will.
Hunger und Kälte schwächen die Tiere so stark, dass sie jetzt an Krankheiten oder Entkräftung verenden oder Beutegreifern zum Opfer fallen. Es ist gut denkbar, dass die geschwächten Beutetiere einer der Gründe dafür sind, dass z.B. der Fuchs jetzt schon seine Welpen zur Welt bringen kann: Im Bau sind sie gut geschützt vor der Kälte und der säugenden Mutter mangelt es nicht so leicht an Nahrung, vor allem wenn ein Rüde sie versorgt.
So mancher geschwächte Hase wird dem Familienvater zur leichten Beute und oft wird er noch nicht einmal jagen müssen: Reineke verschmäht ja kein Aas und nimmt daher auch gerne bereits verendete Tier mit. Diese Bedingungen sind sicherlich der Grund dafür, dass die Füchse jetzt oft vor Gesundheit strotzen und wie gemalt aussehen.
Während wir die Frühjahrsmüdigkeit oft schon mit den ersten warmen Sonnenstrahlen abschütteln, bedeutet der Frühling für die Tiere noch nicht gleich ein Ende der Hungerzeit: Schließlich ist ja nach der Schneeschmelze noch nicht schlagartig Nahrung vorhanden, sondern sie braucht erst noch Zeit zum Wachsen. Daher sehen die Rehe oft noch bis weit in das Frühjahr hinein abgehärmt und verhungert aus.
Mit dem Ende des Winters verschwinden die letzten Eicheln, Bucheln und Kastanien, da sie ihrer Bestimmung folgen und keimen. Dadurch sind sie als Nahrung verloren und fehlen z.B. dem Wildschwein. Die Schwarzkittel haben aber andererseits dafür einen Ausgleich, denn wenn jetzt der Boden auftaut, können sie wie wieder "unterirdisch" nach Nahrung suchen. Da außerhalb des Waldes das Erdreich schneller auftaut, kann man um diese Zeit auch öfter Wildschweine in Waldrandnähe auf der Wiese beobachten. Sehr zum Leidwesen von Landwirten und Jägern, denn dadurch entstehen erhebliche und teure Wiesenschäden.
Insgesamt sind der späte Winter und das zeitige Frühjahr also eine harte Zeit für die Tierwelt. Man sollte daher auch ein wenig Rücksicht nehmen und beim Spazierengehen darauf achten, dass man Tiere nicht unnötig aufscheucht und sie dadurch noch mehr von den onehin bereit knappen Reserven verbrennen lässt.